Katholisch meint nicht konfesionell. Erst nach der Reformation wurden katholisch und evangelisch benutzt, um sich voneinander abzugrenzen. Es geht um Jesus, den Gesalbten, von dem die Christen ihren Namen haben. Wo er ist, wo Menschen sich in seinem Namen versammeln, da findet Kirche statt. bunt und reichhaltig wie das Leben.
„Wo Christus ist, ist die katholische Kirche.“ Die einen werden sich jetzt freuen, dass endlich ein katholischer Theologe die Wahrheit ausspricht, die anderen sind geschockt, weil sie von ihrem Bekenntnis her eben nicht zur katholischen Kirche gehören. Katholisch ist zum Begriff geworden, der eine Abgrenzung zu anderen Kirchen markiert. Dabei kommt es zu vielfältigen Verletzungen.
Das Zitat meint aber etwas anderes: Es geht um Jesus, den Gesalbten, von dem die Christen ihren Namen haben. Wo er ist, wo Menschen sich in seinem Namen versammeln, da findet Kirche statt. Diese Kirche ist „katholisch“ im ursprünglichen Sinn. Das ist mehr als der Papst in Rom, die Dogmen und die Struktur. Denn erst nach der Reformation wurden katholisch und evangelisch benutzt, um sich voneinander abzugrenzen.
„Katholisch“ drückt eine große Weite aus: Alle Menschen über den Erdball sind angesprochen und von Gott angenommen. Das Eigenschaftswort kann man auch mit grenzenlos, weltumspannend oder offen wiedergeben. „Katholisch“ ist Gottes Schöpfung in ihrer Vielfalt. „Katholisch“ war die Haltung Jesu. Er ging auf die Menschen zu, nahm sie an und zeigte neue Wege auf. Seine Mahlfeiern überwandten Grenzen und Einschränkungen. Alle waren an einen Tisch eingeladen und spürten dort zeichenhaft die Nähe Gottes.
Leider empfinden viele meine Kirche nicht mehr so „katholisch“ in diesem Sinne. Sie spüren Grenzen und Schranken. Wo Jesus auf Beziehungen setzte, stehen manchmal Formalismen, die Menschen ausschließen. Auch ich vermisse Offenheit und Weite und erlebe schmerzlich, dass Menschen die Kirche verlassen, weil sie die Regeln als zu straff und Glauben und Handeln als zu eng empfinden.
Wo Christus ist, ist die „katholische“ Kirche. Auf diese Kirche hoffe ich: bunt und reichhaltig wie das Leben. Es ist eine Kirche, die die Fragen, Sorgen und Ängste der Menschen, besonders in Corona-Zeiten, aufgreift und mit ihnen nach Antworten sucht. Es ist eine Kirche, in der es eine Vielzahl an Wegen gibt, den Glauben zu leben und zu gestalten. Die Gleichberechtigung wird hier beispielhaft vorgelebt. In allem ist eine Einheit in Vielfalt zu erleben, die Lust auf neue Erfahrungen im gemeinsamen Glauben macht. Eine solche Kirche hat Zukunft, weil sie die Nähe Jesu Christi lebendig erfahrbar werden lässt.
„Wo Christus ist, ist die katholische Kirche.“ Diesen Satz hat übrigens Ignatius von Antiochien gesagt. Er war ein Glaubenszeuge, der im 1. Jahrhundert für seine Überzeugung hingerichtet wurde. Seinen Namenstag feiern wir heute.
Pastoralreferent Wolfram Rösch, Katholische Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Hall
Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Mein Schwerpunkt ist St. Markus. Mir ist es wichtig, Formen zu finden, den Glauben zeitgemäß zu verkünden. Das versuche ich im Gottesdienst, in der Predigt, in den Bildungsangeboten und beim Schreiben von Artikeln. Ich möchte die Menschen anregen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge, wo ich auch als aktiver Feuerwehrmann Menschen in absoluten Grenzsituationen beistehen kann. Ich bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Pastoralreferentin. Wir haben drei erwachsene Söhne.