Eine Schranke macht dicht - auch wenn hier mal ein Weg war, jetzt geht es SO nicht mehr weiter. Wir müssen uns umorientieren. Ausweichen ist möglich, aber nur, wenn wir das Auto stehen lassen und hier mit dem Rad oder zu Fuss weitergehen. Vielleicht wäre zu Fuss gehen wirklich eine Alternative?
Wir haben den 4. Advent, nur noch ein paar Tage bis Weihnachten. Eigentlich wollten viele von uns in diesen Tagen endlich losziehen, um Geschenke zu kaufen, vielleicht noch den Weihnachtsbaum, vielleicht endlich mal in den Gottesdienst gehen…
Doch der Lockdown wirkt wie eine plötzlich versperrte Straße. Da ging eine Schranke runter, von der wir gedacht hatten es reicht uns noch durch. Nun stehen wir hier – mächtig irritiert.
Manchmal stehen wir lange an der Schranke und der Zug kommt nicht – und oft wissen wir auch nicht, aus welcher Richtung nun der Zug kommt. Normalerweise warten wir geduldig, bis es weitergeht. Wenn die Schranke uns aber in einem Moment erwischt, in dem wir ungeduldig, voller Aufgaben, mit viel Tatendrang oder einfach im Stress sind, dann überlegen wir uns, wie wir diese Schranke umgehen können. Dann halten wir vielleicht schon Ausschau nach einer Umgehung, oder wir würden am liebsten trotzdem über die Gleise fahren.
Voriges Jahr hat die Bahn hier in der Nähe einen Bahnübergang geschlossen und eine Schranke, oder besser gesagt eine Leitplanke dort installiert, wo vorher die Straße über die Gleise führte. Es war keine vielbefahrene Straße, aber es war der kürzeste Weg, um hier oder dorthin zu kommen. Jetzt führt die Straße immer noch zu den Gleisen, sogar die Haltelinie ist noch zu sehen, aber es geht hier nicht weiter. Da funktioniert ein altgewohnter Pfad nicht mehr – der Weg, der immer in Ordnung war; es ist kein Weg mehr, der weiterführt.
Längs der Gleise führt ein Rad/Fussweg entlang. Aber mit dem Auto muss man umkehren, da geht es nicht weiter. Also: Ausweichen ist möglich, aber nur, wenn wir das Auto stehen lassen und hier mit dem Rad oder zu Fuss weitergehen. Ganz andere Planung ist nun nötig. Vielleicht wäre zu Fuss gehen wirklich eine Alternative?
Vielleicht ist das mit Weihnachten dieses Jahr so ähnlich. Alles was wir letztes Jahr noch machten – all unsere Gewohnheiten unser Wünsche und Pläne. Sie funktionieren dieses Jahr nicht und wir könnten an dieser Schranke nun stehen und hinüber wollen, sind vielleicht wütend, enttäuscht, frustiert und vielleicht auch verzweifelt, weil es offensichtlich nicht geht. Vielleicht ist ein Ausweg, dass wir uns nach Alternativen umschauen. Kann ich umsatteln? Gespräche statt Geschenke? Lieder singen statt sie im Kaufhaus zu hören? Den Buchladen anrufen und die Lieferung sich bringen lassen anstatt beim Multimillionär zu bestellen? Selbstgeschriebene Gutscheine anstelle von Geschenkebergen? Den eigenen Tisch festlich decken und das Essen beim Restaurant in der Nähe abholen? Ich kenne Restaurants, die über die Weihnachtstage To-Go anbieten, wo sie die letzten Jahre über die Feiertage wegen Personalmangel immer geschlossen hatten.
Begegnung ist das grosse Thema von Weihnachten. Begegnung soll möglich sein. Virtuell, in der Familie, am Telefon oder im Videochat. Suchen Sie die Begegnung und haben Sie einen gesegneten 4. Advent.
Bild: privat
Studium der Religionspädagogik und Pädagogik in Freiburg und Reutlingen.
Einfach leben – egal wo die Betonung liegt – das ist Wunsch und Ziel, damit wir weltweit und hier, in Zukunft und jetzt ein Gutes Miteinander finden in Gesellschaft und auch in unserer Kirche. Lebenszeit ist Arbeit, Familie, im Garten werkeln, im Wald dem Wind und den Vögeln lauschen, wandern, Musik machen und lesen.