In der Stille das Richtige tun
März 20, 2021

In der Stille das Richtige tun

Wir leben in prekären Zeiten: In unserer Gesellschaft baut sich im gegenwärtigen Corona-Lockdown eine traurige Mischung aus Schockstarre und diffuser Wut auf. Wer beim Heiligen Josef in die Schule geht, kann dort herzliche Demut, ehrliches Füreinander, aber auch entschlossenes Handeln lernen: Tugenden, die für unser Gemeinwesen so wichtig wären.

Gedanken zum Fest des Heilgen Joseph (19. März)

„Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten […] Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ (Mt 2, 13+15)

Kein einziges Wort ist von Josef in der Bibel überliefert, dennoch ist seine Bedeutung kaum zu überschätzen! Ein erwachsener Mann vertraut er seinen Träumen und bereitet damit Jesus auf seinen Weg vor wie kein anderer. Dreimal erzählt uns das Matthäus-Evangelium von einem Traum des Josef und er nimmt sie jeweils wichtiger als die Stimme der Vernunft, der die meisten Anderen folgen würden. „Nur die Phantasielosen flüchten in die Realität“, sagte mal der Schriftsteller Arno Schmidt – aber wer erlaubt es sich heutzutage noch zu träumen außer z.B. Mahatma Gandhi, Martin Luther King, John Lennon und ein paar andere Sonderlinge?

Der ‚rote Faden‘ durch die Träume des Josef ist, dass andere damit Unterstützung erfahren: Wie Maria, die unter seltsamen Umständen schwanger geworden ist. Nach dem Aufwachen erkennt Josef, dass er sie nicht der sozialen Isolation überlassen kann, sondern er entscheidet sich für die Familie, die Liebe. Somit ist die Hilfe des Josef keine ‚Symbolpolitik‘, sondern sie wirkt nachhaltig und bedingungslos. „Was Du Dir einmal vertraut gemacht hast, dafür hast Du ein Leben lang Verantwortung“, sagt Saint-Exupéry. – Die heutzutage oft gehörte Frage ‚Und was bringt es mir?‘ stellt sich dem Josef erst gar nicht. Denn es geht einfach um Menschlichkeit, oder die Bibel nennt es Gerechtigkeit.

Dabei stand der Zimmermann durchaus mitten im Leben, schon von Berufswegen wusste Josef richtig zuzupacken. Ob das nur der berühmte ‚Tropfen auf den heißen Stein‘ ist, spielt keine Rolle; hier und jetzt bin eben ich gefragt. Wenn die moderne Sozialwissenschaft analysiert, spricht sie gerne vom „Dreischritt: SEHEN – URTEILEN – HANDELN“. Aber Strukturen sind unwichtig, wenn tätige Nächstenliebe gefragt ist!

Wenn wir auf den erwachsenen Jesus der Bibel blicken, können wir feststellen, dass sich den Zimmermannssohn sich wohl einiges bei Josef abgeguckt hat. Wir ahnen, wo das göttliche Kind seine kompromisslose Barmherzigkeit und Menschlichkeit gelernt hat … Gegenwärtig fordert uns die Corona-Situation heraus: Können wir noch mehr, als über die Planungsfehler und Unzulänglichkeiten der Anderen zu motzen?

Bild: Friedebert Simon

post.meta('autor').title

Franz-Josef Konarkowski

Leitender Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Crailsheim, Stellvertretender Dekan

 

Franz-Josef.Konarkowski@drs.de