Beim Berufen-Sein folgt man einer inneren Stimme und tut das nicht alleine zum Selbstzweck. Von einer echten Berufung profitieren viele.
Berufung. Das klingt mächtig. Das klingt nach Mose am brennenden Dornbusch oder so. Da kommt etwas von einer hohen Autorität. Deshalb reagieren Menschen, wenn man ihr Tun als Berufung (Gottes) bezeichnet, eher mit: „Naja, ich mach’s halt gerne.“ Aber beim Berufen-Sein geht es tatsächlich um mehr. Da folgt man einer inneren Stimme und tut das nicht alleine zum Selbstzweck. Von einer echten Berufung profitieren viele. Der Wunsch nach Karriere hat damit nichts zu tun.
Die Bibel ist voll von Berufungs-Geschichten. Meistens reagieren die Angesprochenen erstmal überrascht, fühlen sich nicht fähig und wollen ablehnen. In den Schriften hören die Betroffenen Gott persönlich oder werden von einem bekannten Propheten aufgesucht. So eindeutig ist das aber nicht immer. Viele Menschen folgen einfach intuitiv ihrer Berufung. So werden sie dann eventuell zu Erziehenden, Handwerkern, Eltern, Sozialtätigen, Heilenden o.ä.. Nicht allen ist das aber immer so selbstverständlich möglich. Manchmal fehlen zum Beispiel die finanziellen Mittel, den eigentlichen Weg einzuschlagen. Manchmal verhindern auch fixierte Rahmenbedingungen, der persönlichen Lebensaufgabe nachzugehen. So ist es berufenen Frauen und Verheirateten in meiner Kirche nicht möglich, das Priesteramt auszuüben. Ich hoffe, dass sich auch das ändern wird. Denn verhinderte Berufungen jeder Art sind dramatisch: für die Betroffenen selbst und für all diejenigen, die eigentlich von deren Gaben profitieren sollen. Wenn tiefe, innere Rufe tatsächlich von höchster Instanz – also von Gott – kommen, dann sollte der Mensch nicht im Wege stehen.
Haben Sie sich selbst schon mal gefragt, wozu sie berufen sind? Vielleicht winken sie jetzt ab und sagen: „Ich mach ja nix Besonderes!“ Aber wer sagt denn, dass das immer etwas ganz Außergewöhnliches und Lebensbestimmendes sein muss? Ich glaube, es gibt auch ganz viele Alltagsberufungen. Da kommt man ganz unvermittelt in eine Situation und spürt: „Hier bin ich gefragt!“ Das kann im ersten Moment unangenehm, vielleicht sogar lästig oder nicht machbar erscheinen. Möglicherweise hat aber Gott genau sie in diesen Moment geführt, weil er der Meinung ist, dass sie der oder die Richtige sind. Manchmal erkennt man sowas erst im Nachhinein.
Es ist unsere Aufgabe, immer wieder genau hinzuschauen oder hinzuhören, wo Gott uns hinführt. Nicht alles ist Zufall, vieles ist Fügung oder eben Berufung. Halten sie also die Augen offen, damit sie spüren, welche Lebens- oder Alltags-Berufung ihnen der Heilige Geist schickt.
Religionspädagogik-Studium in Freiburg i.Br.
Kirche: leben – leiden – lieben. Quasi von Geburt an und seit 1994 auch hauptberuflich in Aldingen/Aixheim, Esslingen a.N., Schwäbisch Hall.
Zwischen ignatianisch geprägter Spiritualität, Ökumene und Kirchenkabarett (www.maulflaschen.de).
Und sonst? Familie, Garten, Musik, Theater, Natur … oder: ein Leben in Fülle!