Christi Himmelfahrt – was wir feiern
Mai 11, 2024

Christi Himmelfahrt – was wir feiern

Nach Tod und Auferstehung ist Christus nicht mehr Teil der geschaffenen Welt. Die Anwesenheit Christi in der Welt eine andere geworden

Christi Himmelfahrt an diesem Donnerstag ist einer dieser Festtage, bei dem viele nicht so recht wissen, was da eigentlich gefeiert wird. Zunächst einmal liegt das Fest 40 Tage nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten. Und damit zwischen den Festen der Auferstehung Christi und der Sendung des Heiligen Geistes. Diese Einordnung ist keineswegs ein Zufall.

Christen glauben an Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen. Nach Tod und Auferstehung ist Christus nicht mehr Teil der geschaffenen Welt. Damit ist er aber nicht einfach auf und davon, sondern „sitzt zur Rechten Gottes“. So ist die Anwesenheit Christi in der Welt eine andere geworden, weil er teilhat an der Macht Gottes.

Im ganzen deutschen Sprachraum dürfte in den Gottesdiensten zu Christi Himmelfahrt ein Lied gesungen werden, das sowohl im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 120) als auch im Katholischen Gotteslob (Nr. 319) enthalten ist. Dieses Lied wird auf „Crailsheim 1480“ zurückgeführt, womit das vom damaligen Pfarrer Johannes Sattler verfasste „Pfarrbuch von Crailsheim“ gemeint ist. In der darin enthaltenen Schulordnung wird empfohlen, dass die Schüler vor dem Festtag bestimmte religiöse Lieder lernen und singen. Das für Himmelfahrt empfohlene Lied ist kurz und lautet in der aktualisierten Fassung: „Christ fuhr gen Himmel. Was sandt er uns hernieder? Er sandte uns den Heilgen Geist zu Trost der armen Christenheit. Kyrieleis.“ Damit wird der Zusammenhang mit dem Pfingstfest sehr deutlich: Auch wenn Jesus nicht mehr als Mensch bei seiner Kirche ist, so ist doch Gott den Menschen nicht entzogen, sondern wirkt im Heiligen Geist den Christen zum Trost.

Wer die Himmelfahrtszene in der Bibel nachliest, kann zwei Gefühle bei den anwesenden Jüngern nachempfinden: In der Apostelgeschichte die Verwunderung, aus der die zum Himmel Schauenden herausgerufen werden müssen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ (1,11). Und im Lukasevangelium die Freude, mit der die Jünger nach der Erscheinung des zum Himmel emporgehobenen Jesus nach Jerusalem zurückkehren (24,52). Zwischen den beiden Gefühlen gibt es offensichtlich eine Spannung, die auch den Christen von heute bewegt: Sosehr die österliche Freude sich Raum verschaffen will, stehen doch bisweilen all die Unsicherheiten des Lebens im Vordergrund. Der Blick hin auf Pfingsten weitet demgegenüber den Raum mit der Verheißung, Kraft zu empfangen im Heiligen Geist. So ist Christi Himmelfahrt also kein Abschiedsfest, sondern eines, das hinweist auf die anstehende Verwandlung.

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Michael Gerstner

Leiter und Geschäftsführer der keb Katholische Erwachsenenbildung Kreis Schwäbisch Hall

Studium der Katholischen Theologie und der Philosophie in Jerusalem, München und Tübingen. An meiner Tätigkeit gefällt mir, dass ich Ideen in die Tat umsetzen kann, dass ich interessante Menschen zu Vorträgen einladen darf, dass ich Gespräche moderieren und mit Teilnehmern ins Gespräch kommen kann, dass ich auch selbst Impulse setzen darf und Vieles mehr!
Ich bin verheiratet mit einer Religionslehrerin. Wir haben zwei Kinder und leben in Crailsheim.

michael.gerstner@drs.de