Endzeitstimmungen gibt es so lange wie die Menschheit selbst.
Die Klage über die aktuelle Lage ist auch derzeit öfter Gesprächsthema als die Freude auf Weihnachten. Das wundert nicht, wenn man die Nachrichten von Welt und Land wahrnimmt. Was tun Menschen in einer solchen Lage? Die einen machen den Fingerzeig auf das Negative zum Programm. Manche schlagen aus diesen Situationen Profit. Andere sind verängstigt, verzweifelt und verunsichert. Und wieder andere geben vor, zu wissen, was das Richtige ist und vor allem, wer die Schuldigen sind. Das war in der Zeit vor Jesu Geburt auch nicht anders. Doch all das hilft in einer allgemeinen Rezession und Depression nicht weiter.
Demgegenüber stehen diejenigen, welche mit Vision, Hoffnung und Leidenschaft die Lage anpacken. (Damals die Sterndeuter.) Diese werden schnell als naiv abgestempelt. Daher hört man von solchen eher weniger. Aber es gibt sie. Die Menschheitsgeschichte zeigt nämlich, dass das Verharren in der Unzufriedenheit nicht die Veränderungen herbeiführte. Den Umschwung brachen vielmehr Menschen, die – trotz allem – Hoffnung verbreitet haben. Spontan fällt mir dazu der faszinierende Spruch ein: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieses Zitat wird Martin Luther zugeschrieben. Viele, die in den vergangenen Jahrhunderten in Krisenzeiten hoffnungsvoll angepackt haben, waren von ihrem Glauben geprägt. Dieser ist für religiöse Menschen weit mehr als die Vertröstung auf ein besseres Leben im Jenseits, wie Kritiker behaupten. Die Geburt und das Leben Jesu betonen Gottes Begleitung und Stärkung in dunklen Zeiten. Kein Wunder, dass in der Bibel das Wort ‚Hoffnung’ in seinen Variationen mehr als 150 mal vorkommt. So schreibt zum Beispiel Paulus im Römerbrief: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“
Wie wäre es also, wenn wir nicht auf Heilsbringer warten, sondern selbst anpacken und Hoffnung verbreiten? Wie wäre es, wenn wir Licht-Bringer*innen in dunklen Zeiten werden. Wie wäre es, wenn wir Gott, dem Leben und den Menschen wieder mehr vertrauen und zutrauen? Wäre das naiv? Ich glaube, es wäre der Anfang einer neuen Zeit. Und vielleicht sind wir dann solche, denen die Aufforderung in der Bibel (1 Petrus 3,15) gilt: „Seid stets bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn jemand nach der Hoffnung fragt, die Euch erfüllt!“ Das wäre für mich Advent!
Foto: Colin Behrens – pixaby
Religionspädagogik-Studium in Freiburg i.Br.
Kirche: leben – leiden – lieben. Quasi von Geburt an und seit 1994 auch hauptberuflich in Aldingen/Aixheim, Esslingen a.N., Schwäbisch Hall.
Zwischen ignatianisch geprägter Spiritualität, Ökumene und Kirchenkabarett (www.maulflaschen.de).
Und sonst? Familie, Garten, Musik, Theater, Natur … oder: ein Leben in Fülle!