Wenn alle Heilige sind
Oktober 30, 2023

Wenn alle Heilige sind

Menschen, die mir ein Stück Himmel öffnen, die mir zeigen, dass es mehr im Leben gibt, als ich zählen und messen kann.

In meinem Leben gibt es einige Personen, die mir wichtig geworden sind und viel bedeuten:
Professoren und Ausbilder, die mich auf dem Weg ermutigten, mich begeisterten und die Geduld hatten, wenn ich es nicht gleich verstanden hatte; ein Pfarrer der bei mir das Interesse für Kunst weckte. Mir fällt mein Großvater ein, der mir meine kindliche Welt erschloss, der mich zum Staunen brachte, wenn er seine Taschenuhr öffnete und mir die kleinen Zahnräder zeigte. Ich denke an eine Ordensschwester, mit der ich gemeinsam eine längere Ausbildung machte und die mir lachend auf den weiteren Weg mitgab: „Es gibt immer mindestens zwei Lösungen.“ Mir imponiert eine junge Frau, sie hieß Edith Stein, die nach Sinn in ihrem Leben suchte und als Erwachsene nach vielen Fragen und Ringen zum christlichen Glauben fand. Da sie von Geburt Jüdin war, wurde sie in Auschwitz ermordet. Mir gibt das Lebensbeispiel der Mönche von Tibhirine im Atlasgebirge Kraft, die sich für die Aussöhnung der Menschen in Algerien und für das Miteinander zwischen Muslimen und Christen einsetzen.

Alle diese Menschen sind für mich Heilige, denn sie haben für mich ein Stück des Himmels geöffnet, sie haben mir ganz verschieden gezeigt, dass es mehr im Leben geben muss, als das, was ich zählen und messen kann. Nicht alle sind auch offiziell von Kirche als solche anerkannt, aber das muss auch nicht sein. Ich halte mich da lieber an Paulus, der die Menschen in der Gemeinde von Rom als die berufenen Heiligen bezeichnet hat. Das waren bestimmt keine Übermenschen, aber sie alle trugen eine Begeisterung für das Leben in sich, das andere Menschen ansteckte.

Morgen feiern wir Allerheiligen. Das Fest erinnert uns, dass alle Menschen im Kern Heilige sind. Nach unserem Glauben sind sie nämlich alle Töchter und Söhne Gottes und damit ein lebendiges Bild Gottes. An diesem Tag denken wir ganz besonders an die Menschen, die vor uns gelebt haben, die mit uns verbunden waren und uns irgendwie geprägt haben. Nicht wenige sind auch ein Stück des Weges mit uns gegangen, oder sie haben uns geholfen, dass wir uns entwickeln konnten. Besonders an diesem Feiertag bin ich all jenen Bekannten und Unbekannten dafür dankbar. Durch ihr Beispiel kann ich auch in mir einen Kern entdecken, der mich über mich selbst hinauswachsen lässt und mich lehrt, mich selbst anzunehmen und mich für andere Menschen einzusetzen, weil auch in mir diese Liebe Gottes fließt.

Wer sich von den Heiligen anregen lassen möchte, kann gerne am Dienstag 31.10. zur Nacht der Heiligen kommen, ab 18 Uhr auf der Comburg. Oder besuchen Sie in diesen Tagen einfach einmal einen Friedhof und erinnern sich an die Menschen, die Ihnen liebgeworden sind – die Lebenden und die, die verstorben sind.

Bild: Dr. Peter Szczekalla
In: Pfarrbriefservice.de

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Wolfram Rösch

Pastoralreferent in Schwäbisch Hall

Mein Schwerpunkt ist St. Markus. Mir ist es wichtig, Formen zu finden, den Glauben zeitgemäß zu verkünden. Das versuche ich im Gottesdienst, in der Predigt, in den Bildungsangeboten und beim Schreiben von Artikeln. Ich möchte die Menschen anregen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge, wo ich auch als aktiver Feuerwehrmann Menschen in absoluten Grenzsituationen beistehen kann. Ich bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Pastoralreferentin. Wir haben drei erwachsene Söhne.

Wolfram.Roesch@drs.de