Ein Motto, das eine Lebenshaltung beschreibt.
Ich bin offen für das, was sich spontan ergibt, nicht festgelegt, nicht zwanghaft, sondern flexibel. Es gibt so vieles, was entstehen kann – oder auch nicht. Es gibt beispielsweise viele gute Möglichkeiten, einen freien Abend zu verbringen oder ein Wochenende oder ein Leben. Diese Freiheit zu nutzen und sie mir auch zu nehmen, ist keines Falls verwerflich. Klar, die Grenzen von Raum und Zeit muss ich leider akzeptieren, an Gesetze muss ich mich halten, die Freiheit anderer Menschen muss ich achten. Aber ansonsten muss ich gar nichts.
Dagegen spricht Jesus immer wieder von einem inneren Müssen. Das beginnt schon beim Zwölfjährigen, als Maria und Josef ihn verzweifelt suchen und er ihnen ganz trocken antwortet: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“
Ebenso klar hören wir Jesus in der biblischen Lesung an diesem Sonntag den fassungslosen Jüngern sagen, er müsse jetzt nach Jerusalem gehen, und dort werde er vieles erleiden und getötet werden.
Besonders ist: Wann immer Jesus von diesem „Muss“ spricht, klingt das für mich nicht nach Zwang. Im Gegenteil, es klingt für mich viel Freiheit und Selbstbestimmung mit. Ein „Muss“, das nicht mit Zwang, sondern mit einem starken, inneren Wollen zu tun hat. So wie ich eine Sache ausprobieren muss, diesen Menschen einfach wiedersehen muss, eine Gelegenheit beim Schopf packen muss.
Dabei entdecke ich zwei Blickwinkel: Ich kann auf das schauen, was ich alles nicht muss, und so versuchen, meine Möglichkeiten zu optimieren. Ich kann aber auch auf das schauen, was ich aus tiefer Überzeugung tun muss. Jesus ist beseelt davon, dass „die Schrift“ und der „Wille des Vaters“ erfüllt werden müssen.
Müsste, würde, könnte. Jesus gibt den Anstoß, die eigene Freiheit einzusetzen, wenn er auf das erste Unverständnis seiner Wegbegleiter antwortet: „Denn wer sein Leben retten will“ – wer die unbegrenzten Möglichkeiten alle offen halten will –, „wird es verlieren“. „Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert“ – wer sein Leben einsetzt, für das, was er oder sie aus tiefster Überzeugung tun will, ja muss –, „der wird es finden“. Das schließt negative Erfahrungen und Leiden nicht aus. Aber es bringt uns nahe an die so wichtige Lebensfrage, wofür es sich zu leben lohnt und aus welcher Überzeugung heraus ich mein Leben bewusst gestalten und einsetzen möchte.
Bild: Doris und Michael Will
In: Pfarrbriefservice.de
Referent für Seniorenpastoral im Dekanat Schwäbisch Hall