Vor dem Trubel des Advents zieht im November noch einmal die Stille ein. Draußen wird es früh dunkel und wir sehnen uns nach der Wärme im eigenen Heim.
Zugleich verbinden wir diese Zeit auch mit unseren geliebten Verstorbenen. Allerheiligen, der Volkstrauertag und morgen der Totensonntag richten den Blick auf das Schwere in unseren Leben.
Der November ist eine Zwischenzeit zwischen dem bunten Herbst und der Vorfreude auf eine besinnliche Adventszeit. Die Erfahrung unseres Lebens zeigt, dass es solche Zwischenzeiten nicht nur in der Natur und im Jahreskreis gibt. Wir warten auf etwas, dass noch nicht da ist. Wir trauern um etwas, dass uns genommen wurde. Dieses Aushalten ist eine unserer schwersten Übungen im Leben. Es ist besonders schwer, weil wir in den dunklen Momenten nicht wissen, wann es wieder leichter werden wird.
In meiner Kindheit wurde am Montag nach dem Totensonntag, oder Christkönigssonntag, die Weihnachtsdekoration vom Dachboden geholt. Jedes Jahr muss ich mich bremsen, dass ich dieses Wochenende noch abwarte und mich nicht von den ersten geschmückten Wohnungen auf Instagram oder dem Angebot in den Geschäften hinreißen lasse. Abwarten fällt mir schwer – vor allem in dieser tristen Zeit im November. So gerne würde ich den Lichterzauber und den Duft der Vorfreude auf Weihnachten schon in mein Leben einladen.
Aber das Aushalten ist wichtig! Bevor wir uns im Advent auf die Ankunft Gottes vorbereiten können, braucht es das bewusste Stehen an unseren Gräbern und das Aushalten der Dunkelheit. Zu oft sehnen wir uns nach der Ablenkung und dem Licht, ohne der Trauer und dem Abschied Raum gegeben zu haben.
Vielleicht schaffen wir es dieses Wochenende noch einmal ganz bewusst, das Warten auszuhalten. Es erdet uns, wenn wir mit allen Sinnen wahrnehmen, wo wir verwundet sind und Gottes Beistand brauchen. Gleichzeitig denken wir im November an die, die uns vorausgegangen sind. Sie erinnern uns daran, dass das Leben nicht nur in unseren eigenen Händen liegt.
Bild: Christian Schmitt
In: Pfarrbriefservice.de
