Das „Danke“ gehört zu unserer Gesprächskultur allemal dazu. Und es ist nicht nur höflich sich zu bedanken, sondern durchaus auch nachhaltig, denn wir Menschen sind nun einmal so, dass wir gerne einen Dank gesagt bekommen. Wenn wir Menschen uns als nach Gottes Ebenbildlichkeit erschaffen glauben dürfen, dürfen wir entsprechend glauben, dass auch Gott gerne ein „Dankeschön“ hört. So ist die Danksagung ein selbstverständlicher Teil der biblischen Gebete und damit auch des christlichen Gottesdienstes.
Wenn an diesem Sonntag Erntedank gefeiert wird, ist das nicht nur ein Fest für Bauern und Gärtner. Symbolisch stehen mit dem in vielen Kirchen liebevoll vor dem Altar arrangierten Obst und Gemüse die Ernteerträge eines Jahres im Vordergrund. Sie erinnern den Großteil der nicht mehr in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung daran, was sie den dort Tätigen verdanken. Indem die Ernte vor dem Altar aufgestellt wird, verweist sie aber als „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“, wie es das Darbringungsgebet in der Gabenbereitung der Messfeier sagt, über sich hinaus auf den, dem als Schöpfer und Erhalter der Welt letztlich alles zu verdanken ist. Man könnte einwenden, der Dank an Gott entwürdige den Faktor „menschliche Arbeit“, ohne den die Erde ja gerade kein Schlaraffenland ist. Der sich selbst genügende Mensch macht sich aber tatsächlich unnötig klein und wird keineswegs größer, wenn er seinen Dank nicht mehr an Gott richtet. Das sehen wir psychologisch gespiegelt am Geizhals, der seinen Besitz krampfhaft zusammenhält. Er wird ja durch seinen Besitz gerade nicht frei und unabhängig, sondern hat sich in einer Weise an Äußeres gebunden, die ihn erniedrigt und damit klein macht.
Um uns davor zu bewahren, zu einer solchen Karikatur unserer selbst zu verkommen, bietet uns die Kirche gerade an den Sonntagen an, Teil der über den Einzelnen hinausgehenden Eucharistiegemeinschaft zu sein. Wer in einem Griechisch-Lexikon nachschaut, wird vielleicht überrascht sein, dass das griechische Wort Eucharistia mit „Dankbarkeit“ oder „Danksagung“ übersetzt wird. So hat die höchste kirchliche Gottesdienstform ihren Namen von dem Dankgebet erhalten, das Jesus in jüdischer Tradition beim letzten Abendmahl über den Kelch mit Wein spricht.
Die Tradition, nach dem Essen ein Dankgebet zu sprechen, erinnert uns im oft allzu profanen Alltag daran, dass wir unser Leben und die Mittel zu dessen Erhaltung, die Lebensmittel, einem anderen verdanken. Wer dankbar ist, der vertieft das Verhältnis zum Geber und dem wird auch die Freude an den guten Dingen dieser Welt größer.
Foto: Wunibald Wörle in: Pfarrbriefservice.de
Studium der Katholischen Theologie und der Philosophie in Jerusalem, München und Tübingen. An meiner Tätigkeit gefällt mir, dass ich Ideen in die Tat umsetzen kann, dass ich interessante Menschen zu Vorträgen einladen darf, dass ich Gespräche moderieren und mit Teilnehmern ins Gespräch kommen kann, dass ich auch selbst Impulse setzen darf und Vieles mehr!
Ich bin verheiratet mit einer Religionslehrerin. Wir haben zwei Kinder und leben in Crailsheim.