Es ist zum Davonlaufen…

Was soll denn das jetzt bitteschön? Endlich haben wir mal wieder einen nahezu unbeschwerten Advent mit Lichterglanz, Glühweinduft und Weihnachtsmarkt! Und dann diese Überschrift? Passt das?

Sicher nicht für viele. Hinter allem Glitzern geht aber der ganz normale Alltag für alle weiter. Und da gibt es für so manche ausreichend Grund zum Davonlaufen. Dabei meine ich gar nicht die allgemeine Unzufriedenheit, die sich in unserem Land in letzter Zeit breit gemacht hat und – leider – zunehmend salonfähig wird. Ich denke dabei eher an die Menschen, für die der Adventszauber zur Belastung wird, weil man sich nicht mitfreuen kann. Dann zum Beispiel, wenn ein unvorhergesehenes, schwieriges Ereignis auftaucht. Eines, das sich nicht so leicht bewältigen lässt – auch nicht mit Glühwein: eine heftige Diagnose, eine abrupte Lebensveränderung, eine Krankheit, ein Todesfall. Vielleicht aber auch der Blick auf das Weihnachtsfest, welches die familiären Untiefen heraufbeschwört. Da möchte der eine oder die andere vielleicht tatsächlich nur mal eben verschwinden. Einfach dem Problem aus dem Weg gehen.

Am Wochenende hören wir in den Gottesdiensten von einem, dem das genauso geht. Von Josef, der davonlaufen will. Er kommt nicht damit klar, dass seine Verlobte Maria ein Kind bekommt. Er ist mit der Situation überfordert. Eine plötzliche Lebensveränderung scheint das letzte, was er jetzt gebrauchen kann. Daher beschließt er, still und heimlich zu gehen – vielleicht auch, um Schlimmeres zu verhindern. Doch dann hat er eine Begegnung mit einem Engel. Dieser ermutigt ihn, Maria nicht zu verlassen. Er sagt ihm sogar, dass das Kind ein ganz besonderes sein wird: ein Immanuel, also ein ‚Gott mit uns‘. Diese Begegnung wird für Josef zum Wendepunkt. Mit der Zusage, dass Gott mit ihm ist, entscheidet er sich bewusst für Maria. So wird seine kleine Familie mit seiner Mithilfe zum segensreichen Lichtglanz für Generationen von Menschen.

Vielleicht gehören sie zu denen, die momentan gerne vor etwas davonlaufen möchten. Vielleicht aber auch zu denen, die diese vorweihnachtliche Zeit mal wieder richtig genießen. Ich wünsche ihnen in jedem Fall, dass sie diese Zeit wie Josef gestalten. Nämlich im Vertrauen darauf, dass ‚Gott mit ihnen‘ geht. Und mit der Hoffnung, dass ihr Da-Sein oder Dabei-Bleiben auch zum Segen werden kann.

Foto: MabelAmberPixaby