Für die Früchte der Erde und noch viel mehr.
Liebe Leserin, lieber Leser,
welche Fülle an einem einzigen Tag! In Stadt und Land, in evangelischen wie in katholischen Kirchen sind an diesem Sonntag die Altäre für das Erntedankfest reichlich geschmückt. Alles, was die Schöpfung hergibt, bekommen wir an diesem Tag in unseren Kirchen zu sehen. Traditionell denkt die Kirche an diesem Tag an die vielen guten Erntegaben, die aus der Schöpfung durch Gottes Wohlwollen und Segen und aus der Hand der Landwirte erwachsen sind.
Die Dankbarkeit dafür steht also an diesem Tag im Mittelpunkt.
Es wäre aber in unserer Zeit zu kurz gegriffen, nur für die Früchte der Erde dankbar zu sein, sondern noch für viel mehr.
Vor einiger Zeit ist mir ein Text in die Hand gekommen, der mich nachdenklich stimmt.
„Falls Du heute Morgen nicht krank, sondern gesund aufgewacht bist, bist du glücklicher als 1 Million Menschen weltweit, die die nächste Woche nicht erleben werden. Falls Du nie einen Tag Krieg hautnah erfahren hast, niemals die Einsamkeit der Gefangenschaft oder Hungersnot, dann bist Du glücklicher als 500 Millionen Menschen auf dieser Erde. Falls sich im Kühlschrank Essen befindet, Du Kleider hast, ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen, bist du reicher als 75% aller Erdbewohner. Falls Du ein Bankkonto hast, Geld im Portemonnaie, gehörst Du zu den 8% der wohlhabenden Menschen auf dieser Erde.
Falls Du diese Statistik liest, bist du besonders privilegiert, denn Du gehörst nicht zu den Milliarden von Menschen, die nicht lesen können.“ Selten haben mich die Zeilen dieses unbekannten Autors so nachdenklich gestimmt und meine Undankbarkeit bei doch so vielen Gaben aufgedeckt.
In die selbe Kerbe schlägt das Lukasevangelium mit seiner bekannten Erzählung vom reichen Bauern, der eine große Ernte einfährt und noch größere Scheunen bauen will. Narr wird er wenig später genannt. Kein Wort des Dankes für den Segen, der auf ihm lag, sondern das eigenwillige Streben danach, noch mehr Reichtum und Wohlstand anzuhäufen.
Wem wird das alles einmal gehören? – wird er wenige Zeilen später gefragt. Eine Frage, die auch uns bedrängt.
Das Erntedankfest will uns wenigstens einmal im Jahr den Spiegel vor Augen halten, sich zu besinnen und nachzudenken, wem wir die vielen Segnungen, die wir erfahren dürfen, verdanken. Unserem Land, dem Arbeitgeber, der Familie, den Freunden, den Landwirten, Pflegekräften, Ärzten und Erzieherinnen……nicht zuletzt dem lieben Gott.
Dankbar zu sein und daran zu denken, dazu will Sie dieser Sonntag ermuntern. Von Francis Bacon stammt der Satz „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ Ihnen allen einen gesegneten und erfüllten Sonntag!
Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de