Das ewige Leben
November 4, 2022

Das ewige Leben

Das ewige Leben beginnt mit Frostschutzmittel. Klingt absurd – ist es auch. Dennoch bringt die Aussage eine Hoffnung zum Ausdruck, die von zumindest einer Firma in den USA genährt wird, die sich ihre Leistung teuer bezahlen lässt.

Sie besteht darin, Leichname nach dem Tod einzufrieren und so gewissermaßen auf eine technische Utopie hin überwintern zu lassen, um sie dann in einer erhofften, technisch besseren Zukunft wieder zum Leben zu erwecken. Mit Frostschutzmitteln soll die menschliche Grenze, die uns im Tod vor Augen geführt wird, überwunden werden.

Die Botschaft Jesu im Tagesevangelium dieses Sonntags ist eine andere, da er die Hoffnung auf den Gott des Lebens hinlenkt, der nicht ein Gott der Toten ist. Nach dieser Hoffnung ist das erwartete ewige Leben nicht ein „Weiter so!“ der irdischen Existenzweise, sondern eine neue Seinsweise in der wir „als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes“ (Lukasevangelium 20,36) in einem letzten Sinne werden.

Diese Aussage lebt nicht davon, dass sie sich in einer empirischen Weise beweisen ließe. Sie ist vielmehr Ausdruck des Glaubens an den Schöpfergott, dem zu verdanken ist, dass etwas ist und nicht nichts. Und der damit erst recht die Macht besitzt, das Seiende zu verwandeln und also aus dem Tod in ein neues Leben zu führen.

Technischer Fortschritt kann menschliches Leid verringern helfen, wir alle profitieren in der ein oder anderen Weise davon. Dafür sind wir dankbar. Wenn wir aber unsere letzte Hoffnung auf diesen Fortschritt setzen, geben wir uns einer trügerischen Weltflucht hin. Um beim genannten Beispiel zu bleiben: Dann müssen wir mit viel Geld für die Konservierung unserer verstorbenen Leiber sorgen, die doch nichts anderes sind als Mahnbilder eines eingefrorenen und auf Dauer gestellten Todes. Obwohl sich doch unmittelbar die Alternative aufdrängt: Mit vollen Händen ein gutes Leben zu führen und anderen ein solches zu ermöglichen. Damit ist dem Leben nicht seine durch den Tod gesetzte Grenze genommen, aber dem Tod durch das ihm vorangestellte sinnvolle Leben die Unsinnigkeit.

Der November steht mit Allerheiligen, Allerseelen, dem Totensonntag und dem Volkstrauertag unter dem Vorzeichen des Gedenkens an die Verstorbenen. Das Wetter ist oft neblig, die Stimmung trist. Mit den fallenden Blättern geht der Blick auf die Endlichkeit. Christlich angereichert darf und kann die Geisteshaltung jedoch eine freudige sein, nämlich mit Blick auf die Vollendung, die voller Hoffnung von Gott erwartet wird.

Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de

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Michael Gerstner

Leiter und Geschäftsführer der keb Katholische Erwachsenenbildung Kreis Schwäbisch Hall

Studium der Katholischen Theologie und der Philosophie in Jerusalem, München und Tübingen. An meiner Tätigkeit gefällt mir, dass ich Ideen in die Tat umsetzen kann, dass ich interessante Menschen zu Vorträgen einladen darf, dass ich Gespräche moderieren und mit Teilnehmern ins Gespräch kommen kann, dass ich auch selbst Impulse setzen darf und Vieles mehr!
Ich bin verheiratet mit einer Religionslehrerin. Wir haben zwei Kinder und leben in Crailsheim.

michael.gerstner@drs.de