Flüchtiges Zeichen am Himmel
März 16, 2024

Flüchtiges Zeichen am Himmel

Regenbogen bedeuten für mich Verbindung

Vor ein paar Wochen war ich zu einer Geburtstagsparty bei meinem Patenkind eingeladen. Mit Verkleidung. Und es war ziemlich offensichtlich, dass mir, als Pippi Langstrumpf verkleidet, das Motto der Party zum 4. Geburtstag wohl nicht kommuniziert worden ist: Um mich herum gab es viele Prinzessinnen und Einhörner und ganz viele Regenbogen. Zum Glück konnte mir geholfen werden und ich wurde mit Klebe-Tattoos entsprechend angepasst.

Was ist das für eine Faszination mit dem Regenbogen, die ja nicht nur in den Kinderzimmern von Vierjährigen anzutreffen ist? Wenn wir einen am Himmel entdecken, bleiben ja auch wir Erwachsenen stehen, staunen… und machen Fotos, die wir posten und über die dann wieder andere staunen. Die Begeisterung für dieses Symbol ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Zumindest gibt es kaum spirituelle Mythen, in den sich kein Bezug zum Regenbogen findet: In den Erzählungen der australischen Ureinwohner*innen spielt die Regenbogenschlange eine große Rolle, die Götterbotin Iris benutzt den Bogen laut griechischer Sagen für die Verbindung zwischen Himmel und Erde und schließlich findet man laut irisch-keltischer Mythologie am Ende des Regenbogens sogar einen Goldtopf.

Auch in der jüdisch-christlichen Bibel wird vom Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen berichtet (Gen8). Aus diesem Bund, der allem Lebendigen gilt, lässt sich die unbedingte Würde aller Menschen und die Verantwortung der Menschen für ihre Mitwelt ableiten. Und in den 10 Geboten am Berg Sinai wird diese Verbindung noch einmal bestätigt, ja vertieft und wir können darin eine der Grundlagen für moderne Menschenrechte finden.

Der Regenbogen war und ist ein Hoffnungszeichen in vielen Traditionen, Kulturen und Religionen. Heute begegnen wir ihm vor allem in der Friedensbewegung, in der er seit dem Weltfriedenskongress 1913 als Fahne mit dem Aufdruck „Pace“ verwendet wird. Und natürlich ist er auch seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts das Symbol der LGBTQIA+-Bewegung.

Für mich ist der Regenbogen ein Zeichen das verbindet: Spirituelles und Weltliches, Kulturen und Traditionen, Menschen in all ihrer Vielfalt und Verschiedenheit. Und ich freue mich, dieses Zeichen in all seinen Ausprägungen zu entdecken – ob als Sonnenlicht, das sich in Regentropfen am Himmel bricht oder in Form von Fahnen für Frieden und gegen Ausgrenzung. Auch in meiner Kirche. Denn es steht uns als Christ*innen gut zu Gesicht, uns für Inklusion und Miteinander einzusetzen.

Foto: Alex Jackman auf unsplash.com

post.meta('autor').title

Kerstin Schelkle

Dekanatsjugendseelsorgerin

 

Studium der Sozialen Arbeit und der Katholischen Theologie in Benediktbeuern und Münster

Leben in Verbindung als Vision – mit der Natur, mit den Menschen, mit sich selbst mit dem/der, die wir Gott nennen

Inspiriert durch Franziskus und Clara, Marshall Rosenberg, barfuß und wild

Und dann gibt es da noch Singen, Kreativsein, Jazz, Lesen…

 

kschelkle@bdkj-bja.drs.de