Fronleichnam mit seiner Prozession macht sichtbar, was wir Christen eigentlich jeden Tag tun sollten: Wir sollen Gott in unsere Straßen tragen – durch Geduld, Freundlichkeit und Fürsorge
„Was feiern wir da? Und wie schreibt man das überhaupt?“ Wenn ich mit meinen Schülern das Kirchenjahr durchgehe und bei Fronleichnam ankomme, sehe ich oft nur Fragezeichen in den Gesichtern. Das geht sicher auch vielen Erwachsenen so. Fronleichnam ist das unbekannte Hochfest. Und jetzt steht es wieder vor der Tür. Also, was sagt uns dieses Fest?
„An Fronleichnam verehren die Katholiken die heilige Kommunion, den Leib Christi, indem sie die gewandelte Hostie in einer goldenen Monstranz durch die Straßen tragen.“ Ich versuche, den Kindern das Fest zu erklären. Doch was katholischen Ohren noch einigermaßen vertraut ist, sorgt bei meinen Schülern nicht gerade für Klarheit. Ich versuche es mit anderen Worten: „Fronleichnam bedeutet wörtlich: der auferstandene Leib des Herrn. Wir feiern also Jesu Auferstehung – genauer gesagt die Folge davon: Er ist mitten unter uns! Sichtbar wird dieser Glaube im Zeichen des Brotes, von dem Jesus gesagt hat: Das ist mein Leib! Darum wird es an Fronleichnam feierlich durch die Straßen getragen.“
Schon etwas besser. Ein paar Fragezeichen verschwinden aus den Gesichtern. Aber es bleibt einiges unklar: Ist nicht Ostern das Fest der Auferstehung? Und außerdem: Wird nicht an jedem Sonntag die Kommunion, Leib Christi, ausgeteilt und verehrt? Beides richtig.
„Fronleichnam bringt beides zusammen und fügt dem noch etwas hinzu: nämlich die Straße. So zeigen wir: Diese Botschaft ist wichtig. Sie gehört in die Öffentlichkeit, mitten ins Leben!“ Denn: Weil Jesus auferstanden ist, können wir ihm bis heute begegnen – da, wo wir leben, in unseren Dörfern und Städten. Das klingt vielleicht seltsam, aber es ist das, was die Bibel bezeugt: Gott begegnet den Menschen oft ganz unerwartet mitten im Alltag! Und das passt auch zu dem, wie Jesus war: Er kam zu den Menschen – und die Menschen kamen zu ihm. Immer wieder betonte er: Gott schwebt nicht im Himmel. Er ist mit seiner Liebe bei uns! Dafür ist Jesus letztlich gestorben. Dafür ist er auferstanden. Darum ist er hier. Er lässt sich finden, weil er da ist! Das ist uns ein Hochfest wert…
Aber da ist noch was: Fronleichnam mit seiner Prozession macht sichtbar, was wir Christen eigentlich jeden Tag tun sollten: Wir sollen Gott nicht nur an Fronleichnam in Gestalt des Brotes in unsere Straßen tragen – sondern jeden Tag! Durch Geduld, Freundlichkeit und Fürsorge; durch echtes Interesse aneinander und Einstehen füreinander. Dadurch, dass wir versuchen unsere Mitmenschen zu verstehen statt zu beurteilen. Dann wird unser Glaube an den lebendigen Gott lebendig – nicht nur an Fronleichnam. Ausrufezeichen!
Daniela Grobosch, Gemeindereferentin in der Katholischen Seelsorgeeinheit „Oberes Bühlertal“
Bild: Christian Schmitt
In: Pfarrbriefservice.de
Studium der Religionspädagogik in Eichstätt.
Daniela Grobosch lebt und arbeitet im Oberen Bühlertal. Dort setzt sie ihre Schwerpunkte bei der Erstkommunion und den Ministranten. Außerdem unterrichtet sie Katholische Religion an der Grundschule Bühlertann. Als Mutter von 2 kleinen Kindern bewegt sie dabei vor allem die Frage, wie der Glaube an Gott das Leben von Kindern und Familien prägen und bereichern kann.