Fürchtet euch nicht!
Dezember 24, 2020

Fürchtet euch nicht!

„Fürchtet euch nicht!“ so lautet die Botschaft des Weihnachtsevangeliums. Furcht lähmt, engt ein und beschränkt die eigene Sichtweise. Die Weihnachtsbotschaft will Mut machen, aus der eigenen Enge und den Ängsten auszubrechen.

Die Corona-Pandemie hat uns im Griff. Dachte man vielleicht im Sommer, dass an Weihnachten alles normal sein werde, so hat sich dies als falsche Hoffnung erwiesen. Wir befinden uns wieder im „Lockdown“, der ausschließlich an den Weihnachtstagen kleine Ausnahmen zulässt. Die familiären Begegnungen sind auf wenige Personen eingeschränkt, die traditionellen Familientreffen nicht möglich, ebenso der beliebte Winterurlaub. In den Gottesdiensten darf nicht gesungen werden. Distanz ist angesagt aus Verantwortung und Nächstenliebe. Die Einschränkungen tun vielen Menschen weh und belasten sie. Dennoch scheint es der einzig gangbare Weg zu sein, um Ansteckungswege und -möglichkeiten gering zu halten.

Inmitten dieser kaum zu beschreibenden Gefühlslage steht die vertraute Botschaft von Weihnachten. Sie erzählt vom Kind im Stall von Betlehem, von den Hirten, die sich auf den Weg machen, von Engeln und von der Sehnsucht nach Frieden. Die Botschaft erklingt in diesem Jahr anders. Die gewohnten Abläufe der Tage sind durch die Pandemie gestört und greifen nicht mehr. Nicht wenige Menschen spüren jetzt eine große Leere und Ohnmacht. Sie erfahren die Einsamkeit, der sie ausgesetzt sind.

„Fürchtet euch nicht!“ so lautet die Botschaft des Weihnachtsevangeliums. Furcht lähmt, engt ein und beschränkt die eigene Sichtweise. Die Gedanken kreisen wie in einem Strudel nur noch um sich selbst. Wie gelingt es, mit der Angst umzugehen? Ein purer Zweckoptimismus wäre fehl am Platz. „Alles wird gut!“ greift auch nicht immer.

Die Weihnachtsbotschaft will Mut machen, aus der eigenen Enge und den Ängsten auszubrechen. Schon die Geburt Jesu brach aus der üblichen Denkweise aus: eine schwangere Frau und ein Mann, nicht einmal richtig verheiratet, müssen sich zu einem unbedeutenden Ort begeben. Das Leben pulsierte woanders. In Betlehem gab es nichts, außer der Erinnerung, dass hier einmal König David geboren wurde. Ihr Kind kam in einem Stall zur Welt, weil nicht einmal ein Platz in einer Herberge vorhanden war. Die ersten Augenzeugen der Geburt waren einfache Hirten.

Weihnachten entwirft mit seiner Botschaft eine andere Welt und zeigt die neue Möglichkeit Gottes mit den Menschen auf. Denn in Jesus strahlte auf, wer Gott ist. Nicht nur die Hirten, sondern später auch die vielen Menschen, fühlten sich durch ihn dem Himmel nahe. Jesus öffnete die Augen für die vielen Spuren einer neuen Wirklichkeit, die trägt und Hoffnung schenkt. „Das Leben macht Sinn, die Angst darf nicht das letzte Wort haben“, so seine Botschaft, „wir sind getragen von einer radikalen Liebe.“

Das macht mir Mut, trotz der Pandemie und lässt mich die Herausforderungen annehmen. Die Zukunft ist offen und ich kann darauf vertrauen, dass sie ins Leben führt; trotz der Einschränkung und Begrenzungen durch die Pandemie. „Fürchtet euch nicht!“

Pastoralreferent Wolfram Rösch, Schwäbisch Hall

 

Foto: Jürgen Damen, pfarrbriefservice.de

 

 

 

 

 

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Wolfram Rösch

Pastoralreferent in Schwäbisch Hall

Mein Schwerpunkt ist St. Markus. Mir ist es wichtig, Formen zu finden, den Glauben zeitgemäß zu verkünden. Das versuche ich im Gottesdienst, in der Predigt, in den Bildungsangeboten und beim Schreiben von Artikeln. Ich möchte die Menschen anregen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge, wo ich auch als aktiver Feuerwehrmann Menschen in absoluten Grenzsituationen beistehen kann. Ich bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Pastoralreferentin. Wir haben drei erwachsene Söhne.

Wolfram.Roesch@drs.de