Geborgen in Gottes Hand
September 3, 2022

Geborgen in Gottes Hand

Wie oft haben wir als Kinder so einen Marienkäfer in die Hand genommen und gewartet, bis er plötzlich seine unsichtbaren Flügel aufgemacht hat und weggeflogen ist. Es ist dies auch ein schönes Bild von Gott und Mensch.

Im Gotteslob Nummer 423, 1 und 2 singen wir immer wieder mit Inbrunst: …wer auf die Hand des Vaters schaut, …Er weiß, dass Gottes Hand ihn hält, wo immer ihn Gefahr umstellt; kein Unheil, kein nächtlich Grauen ihn erreicht.“  Und so beschreibt dieses Lied einmal in ergreifenden Worten, in welch schützender Hand wir als Glaubende uns befinden.

Selbst wenn alle Zeichen der Zeit auf Chaos und Untergang stehen, wenn uns Schreckliches geschieht, wenn wir getroffen werden von menschlicher Grausamkeit des Krieges oder ähnliches oder bitterer Not, von schwerem Leid oder zerstörerischem Neid – wir brauchen keine Angst zu haben: Gottes Liebe umfängt uns und entreißt uns dem Bösen.

Dieses „getragen sein“ von Gott hat seinen Höhepunkt im Kreuzesopfer Jesu gefunden, denn er wurde zum Liebesbeweis Gottes. In Jesus hat Gott die menschliche Natur angenommen. Er durchlebte alle Niederungen des Menschen. Es ist schön zu wissen, dass menschliche Schicksale Gott nicht fremd sind, da wir in ihm einen Gott haben, der mitfühlen kann. Es ist aber dieser Gott, der die Menschheit in seiner schützenden Hand hält, und wie an diesem Wochenende im Evangelium sich den Menschen zuwendet und undiplomatisch die nackte Wahrheit zuruft „wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein“ (Lk 14, 27).“  Was auch immer er mit dem „Kreuz“ meint. Davor sagt er „wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein“ (Lk 14,26). Da mag einer ihm vielleicht zurufen, „ du willst aber viel Zuviel von denjenigen, die deinen Weg mitgehen wollen“. Ja wer sich mit Gott auseinandersetzt, wird bald feststellen, dass sein Weg kein leichter, aber vielversprechender Weg ist. Er selber wusste es. Daher braucht er entscheidungsfreudige Menschen die bereit sind, den Ballast des Lebens, der ein Hindernis darstellt, abzuschütteln um frei werden zu können um die Frage nach Gott zu stellen. Was dich davon abhalten, was dich sonst binden würde, das musst du hinter dir lassen, davon musst du dich lösen. Du musst dich frei machen um umzubrechen.

Angesichts der Voraussetzungen, die Jesus für die Nachfolge stellt, mag einer nur den Kopf schütteln. Es grenzt an Überforderung. Aber unrealistisch müssen sie nicht sein. Deswegen hat er selber menschliche Züge angenommen, damit wir Menschen göttliche Züge annehmen können. Er will uns Flügel verleihen. Wir dürfen als Glaubende voll Zuversicht und Hoffnung unser Leben gestalten und uns der Liebe, Zuneigung und Gegenwart Gottes erfreuen. Die Sonntage sind auch dafür da, um uns daran zu erinnern, dass wir in Gottes Hand geborgen sind. Nützen wir die Gelegenheit!

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Charles Okereke

Pfarrvikar in Schwäbisch Hall

charles.okereke@drs.de