In der kirchlichen Jugendarbeit möchten wir uns gegenseitig in der Gemeinschaft stärken. Und paradoxerweise ist im Moment genau der Abstand die beste Möglichkeit die Gemeinschaft zu erhalten
Wort zum Sonntag:
„Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ (Matthäus 7, 12)
Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit hole ich mir mein Vesper. Ich steige aus dem Auto aus und gehe in die Bäckerei. Halt, Stopp! Ich habe meine Maske vergessen! Also… wieder zurück zum Auto, Maske aufsetzen und zum Bäcker gehen.
Wir erleben, wie unser Alltag sich durch die Corona-Pandemie verändert. Viele Gewohnheiten, alltägliche Verhaltensweisen müssen wir uns in veränderter Form neu antrainieren. Das fällt schwer und bringt unseren Alltag und unsere Routinen durcheinander. Auch lange gemachte Pläne und Veranstaltungen, wie Jugendwallfahrten, Hochzeiten oder Konzertbesuche müssen wir ganz ausfallen lassen oder können sie nicht wie geplant durchführen.
In der kirchlichen Jugendarbeit möchten wir uns gegenseitig in der Gemeinschaft stärken, durch gemeinsame Aktivitäten, gemeinsames Singen und durch Anteilnahme. Und aktuell sollen wir das Gegenteil tun? Die Devise der Zeit lautet „Kontakt vermeiden – Abstand halten“, obwohl wir fühlen, dass wir gerade in dieser Zeit eine schützende und anteilnehmende Gemeinschaft brauchen. Paradoxerweise ist im Moment genau dieser Abstand die beste Möglichkeit alle Personen der Gemeinschaft zu schützen und die Gemeinschaft so zu erhalten. Ja, es gibt Computer und Smartphones mit denen wir zumindest unsere Kontakte aufrechterhalten können, auch wenn wir mit der Zeit immer mehr spüren, wie wir die körperliche und persönliche Nähe zu Freunden und Kollegen vermissen – ein Händeschütteln, ein einfaches Schulterklopfen oder eine Umarmung. Dies macht uns bewusst, dass wir analoge Geschöpfe, Geschöpfe Gottes sind, die ebendiese Gemeinschaft auch spüren und fühlen, also erleben wollen.
Ich selbst wünsche mir ein rücksichtsvolles Miteinander, bei dem jeder darauf achtet, sich selbst und seinen Nächsten bestmöglich zu schützen, auch wenn dies in einigen Situationen bedeutet Rücksicht zu nehmen und auf etwas zu verzichten, oder „Was du hasst, das tu niemand anderem an!“ (Tobias 4,15)
Bitte bleiben sie gesund!
Foto: ©Jugendreferat Schwäbisch Hall
Ich bin 50 Jahre alt und als Dekanatsjugendreferent seit 2011 im Katholischen Dekanat Schwäbisch Hall tätig.
Nach dem Abitur am technischen Gymnasium in Crailsheim und dem Abschluss als Sozialpädagoge in Heidenheim war ich mehrere Jahre in einer privaten Jugendhilfeeinrichtung für verhaltensauffällige Jugendliche tätig.