Gott ist für mich wie...eine Burg, ein Fels, eine Mutter, ein Hirte, ein Licht, ... Die Bibel gibt uns sehr vielfältige Vergleiche, mit was Gott verglichen werden kann. Vor allem die Psalmen bieten hier sehr kreative Vorstellungen und Vergleiche für Gott.
Im Religionsunterricht in der Grundschule ist das sogenannte „Theologisieren“, also das Nachdenken über Gott, mein absolutes Lieblingsthema. Die Fragen nach Gott beschäftigt Kinder von klein auf. Wie sieht Gott aus? Wo lebt Gott? Kann mich Gott hören und sehen? Das Schöne dabei ist, dass ich als Lehrerin bei diesem Thema nicht nach dem schul-typischen „Richtig-Falsch-Schema“ unterrichten kann, sondern, dass die Schüler*innen und ich gemeinsam über die Fragen von Gott sprechen und jede*r für sich eine im Moment stimmige Antwort auf diese Fragen entwickeln kann und darf. Dabei gibt es zum Glück kein richtig oder falsch. Jede Vorstellung von Gott hat seine Berechtigung und wir Menschen kennen dabei zum Glück nicht die eine richtige Wahrheit.
Wie würden Sie für sich den oben genannten Satzanfang beenden? Können Sie Ihre Gottesvorstellung in Worte fassen? Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, hierauf eine Antwort zu finden. Denn jede Vorstellung zeigt einen bestimmten Aspekt von Gott. „Gott ist wie ein Hirte“ erzählt von einem Gott, der sorgend ist und der sich um uns Menschen kümmert. Aber wenn ich Gott auf diesen Aspekt beschränke, tue ich ihm damit unrecht. Gott ist auch wie ein Hirte – aber eben nicht nur. Gott ist immer „mehr“ als wir es uns vorstellen können. Das „Mehr“ Gottes beschreibt der Psalm 36 ganz treffend: „Herr, deine Liebe reicht, soweit der Himmel ist, deine Treue bis zu den Wolken.“ Diese Weite macht es mir als rational denkenden Menschen so schwer von Gott zu sprechen, da ich eben keine klare, alles umfassende Vorstellung formulieren kann. Aber gleichzeitig befreit es mich auch, denn diese Erkenntnis nimmt mir den Druck Gott ganz verstehen zu wollen. Ich werde daran erinnert, dass mein Glaube an Gott mit dem Aspekt, der für mich im Moment wichtig ist, seine Berechtigung hat. Denn jede menschliche Vorstellung von Gott ist ein Teil der großen, ungreifbaren und grenzenlosen Wahrheit.
Bild: Martin Manigatterer
In: Pfarrbriefservice.de