Grau – Farbe des Übergangs
Februar 13, 2024

Grau – Farbe des Übergangs

Der Aschermittwoch bildet den Übergang von der bunten Zeit des Faschings in die grau erscheinende Fasten- und Bußzeit bis Ostern. Doch dieses Grau hat Potenzial.

Die graue Vorzeit, das Alltagsgrau und graue Mäuse, alles „grau in grau“ oder das erste graue Haar deuten es an: Mit der Farbe oder vielmehr mit der Nicht-Farbe Grau verbinden wir überwiegend Negatives und Langweiliges. Zu viel Grau macht traurig und leblos. Dabei hat Grau durchaus auch positive Eigenschaften. Es wirkt stabilisierend auf andere Farben. Es mildert starke und helle Farben ab und hebt weichere Farben hervor. Grau ist weder schwarz noch weiß. Es ist eine gute Mischung. Es ist die Farbe des Übergangs.

Auch der heutige Mittwoch markiert einen Übergang. Die närrischen Tage liegen hinter uns. Die vierzigtägige Fastenzeit beginnt. Seinen Namen hat der Aschermittwoch von der grauen Asche, die in katholischen Gottesdiensten in Form eines Kreuzes auf Stirn oder Kopf gestreut wird. Gewonnen aus den gesegneten und verbrannten Palmzweigen des Vorjahres, ist auch sie Zeichen des Übergangs und erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens. So heißt es dabei angelehnt an das erste Buch der Bibel: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.“

Es scheint auf den ersten Blick, als hätte der Aschermittwoch ähnlich wie die Farbe Grau nichts sonderlich Positives oder Erfreuliches zu bieten. Ich finde, das Gegenteil trifft zu! So ist der Beginn der Fastenzeit ein Ruhepol in einer sonst oft grellen Umgebung und eine kleine Insel der Konzentration auf das Wesentliche. Das Grau des Aschermittwochs schafft es auf der einen Seite, die schönen und farbenfrohen Momente des Lebens hervorzuheben und sie in ein besonderes Licht zu rücken. Mit Dankbarkeit blicke ich auf die hellen und starken Zeiten. Durch bewussten Verzicht schätze ich das, was ich habe, mehr. Das Grau schafft es aber auch, den dunklen und traurigen Momenten etwas von ihrer Schwere zu nehmen. Lichtmomente mischen sich in das Schwarz. Das wird auch im Zeichen des Aschekreuzes sichtbar: Es ist kein Zeichen von Tod und Trauer, sondern steht für einen Neuanfang. Denn am Ende der grauen Zeit steht das Osterfest mit seiner lichtbringenden Botschaft eines Lebens, das den Tod besiegt.

Im Grau des Aschermittwochs steckt für mich noch eine weitere Botschaft. Nämlich die Ermutigung, durch mich und mein Tun andere zum Strahlen zu bringen oder sie in dunklen Zeiten zu stabilisieren, ihnen einen festen Halt zu geben. Auch dafür steht das Kreuz auf meiner Stirn.

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Katja Reinhard

Pastoralreferentin in Crailsheim
Studium der Kath. Theologie in Freiburg
Pastoralreferentin mit badischen Wurzeln, schwäbischem Mann und kleinem Hund.
Mit Freude an selbstgemachter Pizza, schönen Worten und Taizé-Liedern.
Hoffnungsvoll, aufmerksam und träumend vom eigenen Garten plus Huhn.