Der Heilige Geist kommt leise
Juni 2, 2021

Der Heilige Geist kommt leise

Mit dem Pfingsfest am 50. Tag nach Ostern endete am vergangenen Sonntag die Osterzeit.

In der Apostelgeschichte liest man, dass der Heilige Geist auf die Jünger Jesu herabkam. Ausgießung des Heiligen Geistes und vorbei, der Alltag hat einen wieder.

Wenn man das Wort „Geist“ vewendet, denkt jeder an etwas anderes. Die einen denken an den Geist aus der Flasche, andere an Gespenster, wieder andere an Fantasie, die meisten an Verstand, einige an Spiritualität. Was schafft diese Verbindung, die physikalisch nicht messbar ist und die doch so real ist, dass jeder sie spüren kann? Zwei Menschen, die sehr eng miteinander verbunden sind, die aber für eine bestimmte Zeit voneinander getrennt sind. VielleichtTausende von Kilometern. Nich t einmal telefonieren können sie und auch nicht mailen. Doch trotz solcher Ferne sind sie sich nah. Sie denken aneinander. Sie fragen sich, was der andere gerade macht. Sie sehen ihn vor sich. Sie fühlen mit ihm. Sie schreiben sich auf, was sie einander berichten wollen, sobald sie wieder zusammen sind. Man kann, trotz aller räumlichen Distanz, im Geist ganz bei der Person sein, mit der man sich verbunden weiß. Genauso, wie auch das Gegenteil möglich ist: größte räumliche Nähe – und doch unüberbrückbare Distanz. Eine Erfahrung, die vielleicht hilft, sich das grenzenlose Wirken des Geistes vorzustellen, sofern man sich überhaupt von Gott Vorstellungen machen kann.

Der Heilige Geist, der die Beziehung zwischen Gott Vater und Gott Sohn ist, ist auch das „Zwischen“, das die Glaubenden verbindet. Er macht, dass wir aufeinander zugehen können, er hilft, dass wir einander nahe sein können, obwohl jeder seine eigene Geschichte hat. Der Heilige Geist vollbringt das Wunder, dass jemand sich selbst übersteigt und dabei doch sich selbst findet. Aber er zwingt niemanden sein Wirken auf, weil der Geist Gottes höchste Freiheit ist. Vielmehr darf man es erbitten, so wie es auch in der Apostelgeschichte steht: Einmütigkeit im Gebet, warten und aushalten bis Pfingten. Der Heilige Geist kann zu denen kommen, die sich ihm öffnen.

Diktatoren können ihren Ungeist der Menge auszwingen. Der Heilige Geist dagegen ist reine Liebe, und wirkliche Liebe will immer die Freiheit des Anderen. Deshalb kommt der Heilige Geist leise, sanft, oft ganz still, unsere Liebe ersehnend.

Ein gläubiger Mensch, der sich im Gebet dem Heiligen Geist öffnet, gewinnt Klarheit und Sicherheit, Kraft, Trost und Beistand. Beten wir doch in jeder Lebenslage darum, dass wir vom Heiligen Geist geführt werden.

Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de

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Sebastian Kothe

Pfarrvikar - Dekanat Schwäbisch Hall

wohnhaft in Michelfeld

sebastian.kothe@drs.de