Karfreitag – wie können wir Jesu Leiden und Tod verstehen, angesichts all des Leids, das Menschen heute widerfährt?
Menschen können Opfer von Naturkatastrophen werden, Krieg und Terror, von Einzelattacken von anderen Menschen, von einer Pandemie, von Unfällen oder von einer allgemeinen Gleichgültigkeit.
All das ist uns im Moment tagtäglich nahe durch den Krieg in der Ukraine, das unsägliche Leid, das durch die Zerstörung und den Terror der Gewalt dort angerichtet wird. Das fordert uns heraus, uns dazu zu stellen, einen Standpunkt zu finden, wie wir damit umgehen.
Karfreitag – wie können wir Jesu Leiden und Tod verstehen, angesichts all des Leids, das Menschen heute widerfährt?
Der christliche Jahreskreis kennt zwei wichtige Phasen – um Weihnachten, da feiern wir die Nähe Gottes, seine Menschwerdung – und um Ostern, da feiern wir den lebendigen Gott, der über den Tod hinaus lebendig ist und uns die Angst vor dem Tod nehmen möchte.
Karfreitag und Ostersonntag sind dabei das Zentrum.
Jesu Leben und seine Botschaft vermittelten seinen Freundinnen und Freunden einen liebevollen und zugewandten Gott, der jeden Menschen annimmt, grad so, wie er ist, der keine Bedingungen stellt und der jedem Menschen zutraut, sich selbst lieben zu können, lieben zu lernen und anderen dann in dieser Zugewandtheit auch begegnen zu können.
Trotzdem starb einen extrem gewaltsamen Tod und wurde Opfer des Machtapparates. Und selbst seine Richter waren überzeugt, dass er unschuldig war, wenn zum Beispiel von Pilatus im Evangelium berichtet wird, dass er das Urteil gegen seine persönliche Überzeugung spricht (er wusch seinen Hände, um seine Unschuld zu bezeugen).
Ein Opfer?
Ja, ein Mensch, der unschuldig und grundlos Leid, Gewalt und Tod erfährt.
Aber auch Nein, denn er verliert darin nicht seine Würde und sein Vertrauen in das Leben.
Das ist die Einladung auch für uns heute. Jedes Jahr von Neuem gehen wir in der Karwoche mit Jesus hinein in die schmerzvolle Leidensgeschichte und nehmen all das Leid unserer Welt, all den Schmerz derer, die Gewalt, Krankheit und Tod erfahren, mit in unser Gebet und Gedenken. Um dann zu glauben, dass auch Ostern, dass das Weiter-Leben, dass das Auferstehen auch alle heutige Erfahrung von Gewalt, Krankheit und Tod verwandeln kann.
Als Christinnen und Christen glauben wir an den nächsten Schritt. Die Freundinnen und Freunde Jesu konnten im Rückblick Sinn im Tod Jesu finden. Gott zieht sich nicht zurück, wo wir Menschen in Gewalt und Tod geraten. Er geht mit – er hat es selbst durchlitten.
Der Karfreitag verlangt und manches ab – aber er macht weder Jesus noch uns zu „sinnlosen Opfern“. Ich wünsch Ihnen, dass der Tag ihnen Kraft und Hoffnung schenkt. Seien Sie gesegnet.
Bild: Peter Weidemann
in: Pfarrbriefservice.de
Studium der Religionspädagogik und Pädagogik in Freiburg und Reutlingen.
Einfach leben – egal wo die Betonung liegt – das ist Wunsch und Ziel, damit wir weltweit und hier, in Zukunft und jetzt ein Gutes Miteinander finden in Gesellschaft und auch in unserer Kirche. Lebenszeit ist Arbeit, Familie, im Garten werkeln, im Wald dem Wind und den Vögeln lauschen, wandern, Musik machen und lesen.