Einladung zur Umkehr – Gewissensbildung
Februar 21, 2023

Einladung zur Umkehr – Gewissensbildung

Heute ist Aschermittwoch. Zugleich jährt sich die Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl zum 80. Mal.

Beides hat erst einmal nichts miteinander zu tun. Tatsächlich aber stehen die beiden Geschwister, die man als Märtyrer des Gewissens bezeichnen könnte, doch wie ein Mahnmal da, das uns daran erinnern kann, was auch der Aschermittwoch und die Fastenzeit bewusst machen wollen.

Die Fastenzeit will ja kein Fasten um des Verzichtes willen, sondern ein Fasten, das die Umkehr befördert. Und die Stimme eines wachen Gewissens, meldet sich im Innern des Menschen, um zur Umkehr zu wecken.

Die Geschwister Scholl wollten mit ihrem Widerstand gegen die NS-Diktatur das Gewissen Ihrer Leser wecken. In einem ihrer Flugblätter schreibt die „Weiße Rose“ im Zusammenhang mit der Mitschuld an den Opfern des NS-Regimes, die sie bei denen ausmacht, die durch Tatenlosigkeit das Regime gewähren lassen: „Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen.“ Da der Satz ironisch gemeint ist, ist das Gegenteil gemeint: Niemand kann guten Gewissens das Treiben eines mörderischen Regimes tolerieren.

Tatsächlich ist es so, dass das rundum gute Gewissen ein schlechtes Gewissen ist. Und das schlechte Gewissen, das man bei falschem Verhalten hat, zeigt, dass man auf sein Gewissen hört und also ein gutes hat. Das klingt paradox, ist aber durchaus so. Der „gewissenlose Mensch“ ist ja nicht von moralischen Pflichten befreit, sondern hat die Stimme in seinem Innern abgetötet, die ihn mahnt, das Gute zu tun und das Schlechte zu lassen. Dabei gibt es viele Zwischentöne und meistens leben wir mal mehr, mal weniger in Entsprechung zu unserem Gewissen. Wir sind immer gefährdet, dass wir uns allzu schnell damit abfinden, dass eben keiner vollkommen ist, was uns dann als willkommene Ausrede dafür dient, dass wir uns im Widerspruch zu unserem Gewissen befinden oder das Gewissen erst gar nicht pflegen, etwa indem wir regelmäßig die im religiösen Leben zurecht empfohlene Gewissenserforschung betreiben.

Da auch Terroristen sich für ihre Schreckenstat auf ihr Gewissen berufen, ist deutlich, dass es keine unfehlbare Instanz ist. Umso wichtiger ist es, das Gewissen zu bilden, damit es uns nicht zu Dienern einer Ideologie macht. Als Christen können wir dies anhand des Wortes Gottes in der Bibel tun. Dazu passt die allererste Anrede Jesu im Markusevangelium, die in der katholischen Messe zu Aschermittwoch den Empfang des Aschekreuzes begleitet: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ So liegt in der Fastenzeit eine willkommene Chance für einen Neuanfang.

post.meta('autor').title

Michael Gerstner

Leiter und Geschäftsführer der keb Katholische Erwachsenenbildung Kreis Schwäbisch Hall

Studium der Katholischen Theologie und der Philosophie in Jerusalem, München und Tübingen. An meiner Tätigkeit gefällt mir, dass ich Ideen in die Tat umsetzen kann, dass ich interessante Menschen zu Vorträgen einladen darf, dass ich Gespräche moderieren und mit Teilnehmern ins Gespräch kommen kann, dass ich auch selbst Impulse setzen darf und Vieles mehr!
Ich bin verheiratet mit einer Religionslehrerin. Wir haben zwei Kinder und leben in Crailsheim.

michael.gerstner@drs.de