Auf den ersten Blick scheint die Lage alles andere als hoffnungsvoll. Keine Einkaufsbummel, keine Treffen und Adventsfeiern, keine Chorkonzerte, kein Gedränge, kein Gedudel in den Kaufhäusern – vielleicht sogar keine Reisen, keine Familientreffen an den Feiertagen…
Und doch: Das Kirchenjahr bietet uns diese Zeit des Advents an, um uns immer wieder neu ins Licht des Glaubens eintauchen zu lassen. Advent und Weihnachten sind nicht zum Abhaken gedacht, sondern als Einladung, genau das, was uns jetzt bedrängt und beschäftigt vom Glauben her bescheinen zu lassen.
Und hierzu erzählt uns der Evangelist Lukas am vierten Adventssonntag von der Begegnung von Maria und Elisabeth. Zwei Frauen – die Eine vermutlich sehr jung, die Andere schon in reifen Jahren – Zwei Frauen, die sich von ihrer je eigenen Hoffnung erzählen, nämlich dass sie froh und zuversichtlich auf die Zukunft blicken, weil sie sicher sind, dass Gott sie in diese Zukunft begleitet, führt, ruft, … wie auch immer.
Nüchtern betrachtet sieht das nicht sehr rosig aus. Persönlich waren sie beide nicht in einer „Kinder“-Phase und gesellschaftlich lebt das Land in einer gewalttätigen Besatzungszeit mit wenig persönlichen Freiheiten und grosser Armut. Woher also kommt ihre Freude und ihre Hoffnung?
Da gibt es offenbar eine Gottesbeziehung. Sie beurteilen und deuten ihre Situation ganz klar als „Von Gott gut geheissen“ – eine andere Möglichkeit kommt gar nicht in Betracht. Was auch immer mir im Leben widerfährt, Gott geht mit und möchte mir Lebensmut und –kraft schenken, dass ich weitergehen kann. Sie vertrauen Gott – in tiefstem Herzen – das ist mehr als der Verstand weiss. Das weiss sozusagen der Leib besser als der Verstand.
Und dann ist da auch eine Energie und eine Zuversicht, dass siemitarbeiten können, damit das gut wird. Die Begegnung zu erleben kostete viel Kraft, denn es war für Maria ein weiter Weg bis hin zu Elisabeth, aber die Begegnung schenkt mehr als nur die doppelte Kraft. Sie schenkt Hoffnung und Zuversicht. Die Verbundenheit und das Einander-Zusagen sind mehr als Worte – das sind Erfahrungen, die sie körperlich spüren. Elisabeth sagt: „das Kind hüpfte“ und Maria stimmt das Magnifikat an.
Das ist eine Hoffnung, die auch heute 2021 die gleiche ist. Die hat sich nicht abgenutzt über die Jahrhunderte. Jeden Tag auf´s Neue und auch an diesen Weihnachten sind wir eingeladen, Begegnungen zu suchen und einander von der eigenen Hoffnung zu erzählen. Ich wünsche Ihnen herz-erfrischende und kraftvolle Begegnungen.
Bild: Ute Quaing, Pfarrbriefservice
Studium der Religionspädagogik und Pädagogik in Freiburg und Reutlingen.
Einfach leben – egal wo die Betonung liegt – das ist Wunsch und Ziel, damit wir weltweit und hier, in Zukunft und jetzt ein Gutes Miteinander finden in Gesellschaft und auch in unserer Kirche. Lebenszeit ist Arbeit, Familie, im Garten werkeln, im Wald dem Wind und den Vögeln lauschen, wandern, Musik machen und lesen.