Hoffnung ist Arbeit
März 3, 2023

Hoffnung ist Arbeit

Neulich las ich den Satz: Hoffnung ist Arbeit. Das brachte mich zum Nachdenken und ich ging mit diesem Satz gedanklich spazieren.

Was ist Hoffnung?
Hoffnung ist vielleicht so etwas wie eine Haltung, etwas göttlich Geschenktes, eine Grundeinstellung, womöglich eine Frage von Persönlichkeit, von Optimistin oder Pessimistin sein, also eher etwas nicht Greifbares, eher Spürbares.
Arbeit?
Ich war mir nicht sicher. Wenige Tage später war ich mit meiner Tochter spazieren. Viel zu viel Müll am Wegesrand und in dem schönen Klingenwäldchen, durch das wir streiften. Müll, der mich deprimierte. Müll, der mich wütend machte. Müll, der mir die Achtlosigkeit mancher Menschen vor Augen führte – hier im Kleinen und gleichzeitig auch im Großen und Ganzen betrachtet. Müll, der bewirkte, dass wir eine Weile mit bedrückter Stimmung nebeneinander gingen. Was wir einsammeln konnten, sammelten wir ein.

Den Müll konnten wir nachher zuhause entsorgen, den „Weltschmerz“ und die Sorge um unsere Erde nicht. Und so fand ich mich kurze Zeit darauf in einem Gespräch mit meiner Tochter wieder: Mama stimmt‘s, es ist eigentlich viel zu warm, obwohl doch Winter ist. Stimmt’s Mama, die Erde hat Fieber?! Ich würd ihr so gern eine Tasse Tee kochen, damit es ihr endlich wieder viel besser geht.
Da waren sie wieder: der Weltschmerz, die Sorge um diesen Planeten, um die Lebensgrundlage heutiger und zukünftiger Generationen. Irgendetwas Hoffnungsvolles sagen wollte ich so gerne, aber Worte gingen mir vor lauter Betroffenheit nur schwer über die Lippen. Und so schwieg ich und lauschte ihren Ideen: Sie war gedanklich dabei, der fiebernden Erde eine Tasse Tee zu kochen, wenngleich sie auch wusste, dass dies nur symbolisch helfen würde.

Wenige Tage später schlich sie abends noch in den Garten, um sich Erde zu holen. Auf die Frage hin, was sie denn um diese Zeit noch vorhabe, erklärte sie mir, sie wolle einen Apfelkern einpflanzen. Bestimmt würde daraus bald ein Baum werden. Ich dachte an Martin Luther, der sagte, dass selbst, wenn er wisse, dass morgen die Welt unterginge, er dann noch heute einen Baum pflanzen würde. Und ich dachte an den Satz „Hoffnung ist Arbeit“.

Meine Tochter tat diese Arbeit, ohne es zu wissen. Und wenige Tage später wurde sie belohnt, denn ein kleines Pflänzchen spitzte aus der schwarzen Erde hervor. Ein kleines Pflänzchen Hoffnung.

 

Bild: Peter Weidemann  In: Pfarrbriefservice.de

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Franziska Kießling

Allgemeine Sozialberatung in den Caritas-Zentren Schwäbisch Hall und Crailsheim

 

kiessling.f@caritas-heilbronn-hohenlohe.de