Der Monat August ist eine beliebte Urlaubszeit. Auch wer nicht verreist, verbringt meist mehr Zeit in der Natur oder ist in Gemeinschaft.
Jetzt ist eine gute Gelegenheit sich kleine Auszeiten vom Alltag zu nehmen, von dem, was einen antreibt und atemlos werden lässt. Es ist das „Schneller-höher-weiter“, das uns in allen Lebensbereichen begegnet.
Wenn wir innehalten, können wir Gewohntes hinterfragen und zu Wesentlichem zurückkehren. Es bräuchte dazu keine Krisen, Krankheit, Verlusterfahrung oder Gefängnisaufenthalt. Wir könnten einfach so die Gelegenheit nutzen, wirklich da zu sein.
In Gesprächen mit Inhaftierten nehme ich manchmal wahr, dass Menschen, die festgesetzt sind und akzeptieren, dass sie gerade nichts tun und verändern können, gegenwärtig leben. Ihnen wird bewusster, wo sie sich von Äußerlichkeiten leiten ließen und mit sich nicht mehr in Berührung waren.
Der Theologe und Philosoph Meister Eckhart lädt ein loszulassen, was mich von mir wegzieht, um frei zu werden für die Begegnung mit dem Ewigen: „Gott ist allzeit bereit, wir aber sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, wir aber sind ihm fern, Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde.“ (Meister Eckhart, aus Predigt 36)
Im Buch Exodus macht Gott sich dem Mose erfahrbar als „Ich-bin-da“ (Ex.3,14). Gott ist gegenwärtig, wir aber sind zumeist in Gedanken mit Vergangenem oder Zukünftigem beschäftigt, nicht wirklich offen für die Begegnung mit ihm. Wenn Gott da ist, kann ich ihm nur im „Jetzt“ begegnen. Dazu ist äußere Stille hilfreich, Momente, wo es nichts zu tun, und zu denken gibt, wo ich einfach da sein und die Fülle des Seins erfahren kann. Das größte Geheimnis, die Existenz Gottes, spüren wir Menschen nicht durch Reden und Zuhören, sondern wenn wir im Augenblick der Stille bei uns selbst sind. Musik, Literatur und Kunst können wichtige Wegbereiter für den Moment des Schweigens sein. Wir öffnen uns für dieses Geheimnis, das alles durchdringt, in dem wir leben, atmen, uns bewegen. Menschliches Sein entfaltet sich im „Langsamer-tiefer-näher“. Langsamer in seinem Alltag unterwegs sein. Auch mal stehen bleiben und verweilen. Vielleicht eine offene Kirche aufsuchen und den Raum auf sich wirken lassen. Sich öffnen für tiefe Begegnungen mit Mensch und Natur, sich bewusst Zeit füreinander und für sich selbst nehmen.
Ich wünsche uns, dass wir in diesen Sommertagen immer wieder innehalten, aus dem Sein heraus leben und so in der Welt wirken.
Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de