"leben teilen" lautet das Motto des diesjährigen Katholikentages in Stuttgart
Heute beginnt in Stuttgart der 102. Katholikentag. Katholikentage sind Kirchenfeste mit einer ganz besonderen Atmosphäre, mit interessanten Vorträgen, mit kulturellen Aufführungen aller Art und mit einer Vielzahl von ganz unterschiedlichen Gottesdiensten. Gesellschaftspolitische Themen werden diskutiert, man kann über den Glauben reden, bekommt neue Impulse, kann aber auch über Zweifel und Ohnmacht sprechen. Für nicht wenige ist ein Katholikentag ein wichtiges „Update“ für die eigene Spiritualität und das Leben aus dem Glauben.
Das Motto lautet: „leben teilen“. Zwei Verben / Tunwörter stehen nebeneinander. Ich höre daraus, dass wir nur leben können, wenn wir miteinander teilen. Das Motto ist sehr aktuell geworden: der Krieg in der Ukraine, die gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Welt, die drohende Hungerkatastrophe besonders in Afrika, die Ausbeutung der Schwachen, der sexuelle Missbrauch in der Kirche. Diese Beispiele zeigen, dass menschliches Leben und die Würde des Menschen bedroht sind.
„leben teilen“ erinnert an unsere Aufgabe, eine gerechte und friedliche Welt zu ermöglichen und zu schaffen. Der Katholikentag möchte ein Forum sein, damit Menschen – nicht nur Katholiken – darüber in einen Austausch kommen. Beim Reden soll es aber nicht bleiben. Aus den Worten müssen auch Taten folgen, müssen Reformen angestoßen werden.
Als Kirche haben wir Christen alle den Auftrag, positiv in der Welt zu wirken. Wir sind berufen, unsere Erfahrungen, unsere Hoffnungen, unsere Spiritualität den Menschen anzubieten und in den Dialog einzubringen. Der Glaube ist nämlich kein Rückzug aus der Welt. Im Gegenteil: Als Christinnen und Christen ist es unsere ureigene Aufgabe, gemeinsam und solidarisch die Welt menschlicher zu machen.
Dafür braucht es die Bereitschaft, von dem abzugeben, über das ich vielleicht so selbstverständlich verfüge, oder meine Haltung zu verändern, um dadurch zu erfahren, dass teilen das Leben für alle reicher macht. Das bedeutet auch, dass wir in Kirche und Gesellschaft die heißen Eisen anpacken müssen. In der Kirche sind das die Gleichberechtigung, die Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung und der Machtmissbrauch. In der Gesellschaft sind es der Klimawandel, die einseitige Anhäufung von Kapital, die Chancengleichheit. Man sieht, so einfach ist das gar nicht zu trennen.
Ich freue mich auf den Katholikentag und hoffe, dass sich einiges bewegt und ich mich selbst bewegen lasse. Ich hoffe auf gute Gespräche und auch faires Streiten, auf Impulse für unseren Weg in eine gerechtere, friedliche und lebenswerte Zukunft. „leben teilen“ eben.
Mein Schwerpunkt ist St. Markus. Mir ist es wichtig, Formen zu finden, den Glauben zeitgemäß zu verkünden. Das versuche ich im Gottesdienst, in der Predigt, in den Bildungsangeboten und beim Schreiben von Artikeln. Ich möchte die Menschen anregen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge, wo ich auch als aktiver Feuerwehrmann Menschen in absoluten Grenzsituationen beistehen kann. Ich bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Pastoralreferentin. Wir haben drei erwachsene Söhne.