Lust am Leben vermitteln
November 1, 2025

Lust am Leben vermitteln

Für Paulus sind die Christen (in Korinth) Heilige. Sie versuchten, der Botschaft Jesu zu folgen, seine Worte in ihrem Alltag umzusetzen und aus dieser Haltung zu leben.

Gestatten: Ich bin ein Heiliger. Das mag jetzt ziemlich arrogant, überheblich und vermessen klingen.
Bin ich doch eben nicht das, was man sich unter einem Heiligen vorstellt: Ich bin nicht besonders fromm und habe noch kein Wunder gewirkt. Ich schwebe auch nicht einige Zentimeter über dem Boden, und der Heiligenschein fehlt ebenfalls. Ich beziehe mich da auf den Apostel Paulus. In einem Brief an die Gemeinde in Korinth nennt er die Mitglieder dort die „Geheiligten in Christus Jesus“. Da geht es nicht um besonders moralische Menschen und Spezialistinnen oder Spezialisten in Frömmigkeitsübungen. Im Gegenteil: die frühen Christinnen und Christen waren ganz normale Frauen und Männer. Nicht alles in Korinth hat immer perfekt geklappt und Paulus spricht die Dinge deutlich an, die nicht in Ordnung sind und benennt die Missstände: Es gab heftige Auseinandersetzungen, manche Reiche stellten sich über die Sklaven und ein paar Mitgliedern fiel es schwer, in ihrem Gegenüber Schwester und Bruder zu erkennen. Dennoch sind gerade die Korinther für Paulus Heilige. Sie versuchten, der Botschaft Jesu zu folgen, seine Worte in ihrem Alltag umzusetzen und aus dieser Haltung zu leben.

Morgen feiern wir das Fest Allerheiligen. An diesem Tag stehen die Menschen im Mittelpunkt, die verstorben sind und uns im Glauben vorangegangen sind. Wir vertrauen darauf, dass sie jetzt Gottes Fülle erfahren dürfen. Auch ich hoffe, dass es mir einmal so gehen wird. Dabei begleitet mich das Vertrauen jener Frauen und Männer bei denen ich spüre, dass ihr Leben von Gott erfüllt war.,

Ich denke an Lea Ackermann, die „Solwodi“ aufbaute. Die Organisation begleitet Frauen in Not und setzt sich gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und männliche Gewalt ein. Oder die Mönche von Tibhirine im Algerischen Atlas-Gebirge. Trotz Bürgerkrieg standen sie an der Seite der Bevölkerung, halfen und machten keinen Unterschied zwischen Muslimen und Christen. Ich denke auch an die vielen Frauen und Männer, die mir oft, mit ganz leisen Tönen, zeigten, was es bedeutet, aus dem Glauben zu leben.

Sie alle, die Lebenden und die Toten, versuchten das zu tun, was Jesus heute tun würde. Ich wünsche Ihnen allen, ganz egal ob gläubig oder nicht, dass Sie Ihre heiligen Seiten entdecken und damit anderen Menschen Lust am Leben vermitteln. Übrigens: Die Nacht der Heiligen heute Abend von 18 – 21.15 Uhr auf der Comburg kann dazu ein paar Anregungen geben.

Bild: Christian Schmitt
In: Pfarrbriefservice.de

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Wolfram Rösch

Pastoralreferent in Schwäbisch Hall

Mein Schwerpunkt ist St. Markus. Mir ist es wichtig, Formen zu finden, den Glauben zeitgemäß zu verkünden. Das versuche ich im Gottesdienst, in der Predigt, in den Bildungsangeboten und beim Schreiben von Artikeln. Ich möchte die Menschen anregen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge, wo ich auch als aktiver Feuerwehrmann Menschen in absoluten Grenzsituationen beistehen kann. Ich bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Pastoralreferentin. Wir haben drei erwachsene Söhne.

Wolfram.Roesch@drs.de