Ich sage manchmal, es gibt Zeiten, die fühlen sich an wie ein Januar oder ein Februar. Für mich sind die ersten beiden Monate im Jahr immer etwas aus der Zeit gefallen.
Der Zauber des Advents und von Weihnachten ist verflogen. Die guten Vorsätze oder die Hoffnung auf ein Jahr, in dem bitte nicht so viel Schreckliches passieren möge, weichen langsam der Realität. Es ist kalt und regnerisch. Ich persönlich warte schon auf den Frühling. Sicher gibt es viele, denen es im Januar und Februar ganz anders geht. Bei mir sind es diese Monate, in denen ich Jahr um Jahr wohl am meisten bete. Das liegt vor allem daran, dass es weniger Ablenkung gibt. So habe ich mehr Raum für meine Gedanken, aber eben auch für Zweifel und für Sorgen. Ich sehe die vielen Krisenherde in den Nachrichten und ich habe Zeit dafür, dass sie mich betroffen machen. Da hilft nur hoffen und beten, sagen wir manchmal, wenn wir meinen, dass man sonst nichts tun kann. Abwarten und Kaffeetrinken könnte man auch sagen. Ich will hoffen und beten angesichts meines Januar- bzw. meines Februargefühls.
Beten ist nicht nichts! Es ist solidarisch. Im Beten hoffe ich mit Anderen. Im Beten spreche ich mit Gott mein Leben und meine Sorgen durch. Wer betet sucht nach der eigenen Meinung und hofft darauf, von Gott bei der dieser Suche begleitet zu werden.
Ich bete in dieser Zeit besonders um Weite, um mehr Menschlichkeit und Offenheit, für das Klima und unsere Demokratie. Ich hoffe darauf, dass wir wieder mehr den Blick auch für den Anderen haben können, obwohl wir alle sehr mit uns selbst und unseren eigenen Problemen beschäftigt sind. Hoffen und beten ist mehr als abwarten, denn es ist lösungsorientiert. Darin suchen wir gemeinsam mit Gott das Gute.
Wenn sich Zeiten anfühlen wie bei mir der Januar und der Februar, dann ist es genau der richtige Moment wieder mehr im Gespräch zu sein- mit uns selbst und auch mit Gott. „Nur“ zu hoffen und zu beten fühlt sich manchmal an, als käme man nicht vorwärts. Aber wer beides nicht kann, erwartet nichts mehr vom Leben oder wägt sich in dem trügerischen Gefühl, die Wahrheit schon zu besitzen. Manchmal ist es genug, einfach zu hoffen und zu beten – ganz egal, in welchem Monat uns danach ist.