Ein chinesischer Spruch heißt: „Wenn du einen Elefanten siehst, dann siehst du seine Größe und seinen Körperbau, nicht seine Organe, wenn du einen Menschen siehst, dann siehst du seine Gestalt, nicht sein Herz.“
In der Tat bleibt uns auf den ersten Blick vieles in der Welt verborgen, auch beim Menschen kann der erste Blick täuschen bzw. eine falsche Sicht ergeben. Wir müssen bei ihm tiefer schauen, in ihn hinein, auf seinen Geist, auf seine Gesinnung, auf seine Seele, in der täglichen Umgangssprache sagen wir auf sein „Herz“. Damit meinen wir seine Offenheit, sein Vertrauen, seine Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit, d.h. seine Liebe. Sie ist dem Menschen angeboren und grundgelegt, aber oft unterentwickelt, verkümmert oder gar abgestorben, gerade dass, was einen Menschen in unserer Sicht ausmacht, was ihn zum Menschen, zum Mitmenschen, macht. „Jesus erzählte ihnen: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war!“ Dies führt uns dem Geheimnis „Herz“ näher. Denn Jesus selbst sieht sich als der Hirte, als der gute Hirte, und die ihm anvertrauten Schafe, sprich alle Menschen, als solche, für die er sorgt und denen er seine ganze Liebe zuwendet. Bei diesen Worten Jesu geht uns Hörern das Herz auf, es wirkt auf uns und lädt ein, sich selbst denen mit ganzem Herzen zuzuwenden, die verlassen, hilfsbedürftig, armselig, nach einem Unrecht umkehrwillig sind. Ein Herz haben für alle, das ist der neue Geist, der mit Jesus der neuen Welt eingehaucht ist. An der Liebe werden wir alle gemessen. Gerade unsere Zeit mit den weltweiten Nöten, mit der unübersehbaren Armut und den Katastrophen, mit dem Flüchtlingselend und den zunehmenden körperlichen und seelischen Leiden mitten unter uns, braucht mehr denn je echte Mitmenschlichkeit, braucht ein „Herz“ bei jedermann. Wenn wir diese Worte Jesu hören, dann führt uns dies die unendliche Liebe Jesu vor Augen und soll für uns alle der Aufbruch sein, in allen Lebenslagen das Herz sprechen zu lassen. Aus der Verbundenheit mit dem Herzen Jesu zu leben. Jesu möge Sie und Ihr Tun segnen! Der hl. Augustinus erinnert uns: „Gott hat sein Ohr an deinem Herzen.“ Und ein irisches Sprichwort weiß: „Gott legt das Messband nicht um den Kopf, sondern um das Herz.“