Möchten Sie eine Heilige, ein Heiliger werden?
Oktober 28, 2022

Möchten Sie eine Heilige, ein Heiliger werden?

Die Heiligen waren Menschen wie wir mit Fehlern und Schwächen. Sie haben aber, und das ist das Entscheidende, dies alles Gott hingehalten, damit er es verwandle und heilige.  

Wenn man vor 502 Jahren dem spanischen Offizier Ignatius von Loyola diese Frage gestellt hätte, dann hätte er vielleicht geantwortet: Nein danke, ich möchte weiterhin als tapferer Offizier Karriere machen und bald meine Traumprinzessin heiraten…

Aber es kam alles ganz anders. Er wurde der Gründer des Jesuitenordens und 1622 wurde er heiliggesprochen.

Was ist ein Heiliger? Die Heiligen haben teil an der neuen Welt, und es lohnt sich, dass wir uns am Allerheiligenfest ihnen zuwenden, damit ihr neues Dasein bei Gott hereinleuchten kann in unsere Welt. Die Heiligen werden oft als die Vollendeten angesehen.

Edith Stein hat es so formuliert: „Der Held trägt eine Rüstung, der Heilige geht nackt“. Der Held vertraut auf seine eigene Stärke, der Heilige lebt im Vertrauen auf Gottes Macht und Stärke. Gerade darin zeichnen sich die Heiligen aus, dass sie neben all ihren Charismen und Persönlichkeitsstärken, die sie für die Menschheit eingebracht haben, ganz geöffnet für Gottes neue Zukunft waren. Die Heiligen waren Menschen wie wir mit Fehlern und Schwächen. Sie haben aber, und das ist das Entscheidende, dies alles Gott hingehalten, damit er es verwandle und heilige.

Ignatius. Wie kam es zur Veränderung in seinem Leben? Entscheidend war für ihn das Jahr 1521: Die Karrierepläne des ehrgeizigen 30jährigen scheinen sich zu zerschlagen, als er bei einer Schlacht so schwer am Bein verletzt wird, dass er seine Militärlaufbahn an den Nagel hängen muss. Knapp entkommt er dem Tod. Viele Monate verbringt er auf dem Krankenlager. Aus Langeweile liest er Heiligenbücher.

Und erfährt er eine tiefgreifende Veränderung. Er möchte so leben wie die Heiligen. Und dann kommen die ersten Schritte: Er lebt zurückgezogen, um Gott näherzukommen. Hier entstehen die Grundzüge seiner berühmten Exerzitien, bevor er nach Jerusalem reist. Später studiert er Philosophie und Theologie, kommt nach Paris und gründet dort mit sechs Weggefährten die Gruppe, aus der später in Rom der Jesuitenorden hervorgehen wird. Ignatius wird zu einem einflussreichen und inspirierenden Mann, der die Kirche seiner Zeit stark prägt.

Die Jesuiten erzielen große Erfolge als Prediger, sie gründen Gymnasien und Universitäten.

Wenn Christen am Allerheiligenfest an Ignatius und all unsere Heilige denken, dann sollten nicht vergessen werden die vielen Menschen, die wir geliebt haben und die nun bei Gott sind.

Man hat vielleicht nicht zu Unrecht gesagt, dass wir mit Allerheiligen Schwierigkeiten haben, weil es überlagert sei von Allerseelen her, vom Gräberbesuch, der am Nachmittag von Allerheiligen stattfindet. Ist es nicht auch eine Chance, an diesem Tag unseren Glauben und unsere Hoffnung zu erneuern, dass Gott Mittel und Wege weiß, alle Menschen in seine Vollendung einzuführen.

Und das heißt, dass unsere lieben Toten zusammen mit den großen Heiligen die eine Communio Sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen, bilden und in der Gemeinschaft Gottes ein Fest der Freude und der Dankbarkeit feiern.

Was hat das mit unserem Leben hier zu tun?

Dieser hoffnungsvolle Glaube kann uns anstiften zu eigener Freude und Dankbarkeit schon.

Er ermutigt uns, ohne Angst zu leben, dem eigenen Lebensende entgegenzugehen, im Vertrauen, dass eine große Schar von Menschen, deren Leben auch nicht anders verlaufen ist als das unsere, bei Gott ist und die Güter des Reichs Gottes genießt. Der Glaube ermutigt uns auch, das Fragment unseres Lebens Gott hinzuhalten, dass er es befreien und vollenden kann zur Eigentlichkeit und seinem endgültigen Glück.

 

Bild: Elke Frommhold    In: Pfarrbriefservice.de

 

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Werner Branke

Diakon, St. Bonifatius und Dreifaltigkeit, Crailsheim.

 

Kontakt über  StBonifatiusundDreifaltigkeit.Crailsheim@drs.de