Fühlen Sie sich manchmal einsam und wenn ja, haben Sie den Mut darüber zu sprechen?
Eine aktuelle Studie hat festgestellt, dass sich ein Drittel der Menschen in unserem Land zeitweise einsam fühlen, unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben. Vor allem Menschen in Übergangssituationen sind von Einsamkeit betroffen: zum Beispiel beim Eintritt in Studium, Ausbildung, Beruf oder Ruhestand oder wenn ein Schicksalsschlag wie eine Trennung oder der Verlust eines geliebten Menschen die Person trifft. Auch Alleinerziehende, pflegende Angehörige sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität, gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder geringen finanziellen Möglichkeiten haben ein erhöhtes Risiko, von Einsamkeit betroffen zu sein.
Doch offen über die eigene Einsamkeit zu reden bleibt schwierig. Schließlich gelten heutzutage ein großer Freundeskreis und viele soziale Kontakte in gewisser Weise als Statussymbol. Das macht es schwer, ehrlich über die eigene Einsamkeit zu sprechen.
In der Bibel im Johannesevangelium wird auch von einem Menschen berichtet, der einsam ist. Als dieser Jesus begegnet, sagt er von sich selbst zu Jesus: „Herr, ich habe keinen Menschen.“ Diese Aussagen, keinen Menschen zu haben, klingt erst einmal sehr frustrierend und macht betroffen. Vielleicht erinnert Sie diese Aussage aber auch an eigene Erfahrungen und Bedürfnisse. In dieser Aussage: „Ich habe keinen Menschen“ steckt dennoch mehr als nur eine Klage: es steckt darin die Selbsterkenntnis zur eigenen Situation und der Mut, offen darüber zu sprechen. Diese Selbsterkenntnis und dieser Mut werden für den Menschen im Evangelium zum ersten wichtigen Schritt heraus aus seiner Not.
In diesen Tagen findet vom 26.05. bis 01.06.2025. die bundesweite Aktionswoche „Gemeinsam gegen Einsamkeit“ statt. Neben der Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit und das Informieren über Hilfsangebote will diese Woche auch Mut machen, über die eigenen Einsamkeitserfahrungen zu sprechen. Denn wer Einsamkeit erlebt, tut sich, je länger diese Erfahrung anhält, umso schwerer, sich wieder am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen und so die Einsamkeit zu überwinden. Das offene Gespräch mit einer Vertrauensperson aus dem eigenen Umfeld oder auch mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger Ihrer örtlichen Kirchengemeinde kann ein erster Schritt werden, diesen Teufelskreis von Einsamkeit und Rückzug zu durchbrechen. Nur Mut!
Foto: Yohanes Vianey Lein
in: pfarrbriefservice.de
Referent für Seniorenpastoral im Dekanat Schwäbisch Hall