Am vergangenen Sonntag haben wir für die Kinder-Krippenfeier an Heilig Abend in der Kirche geübt. Unsere Requisiten dieses Jahr – eine Handpuppe in Vogelgestalt, Nachtigallengesang vom Band und einige Sprecher:innen.
Als wir dann den Ablauf durchspielen wollten stellten wir fest, wie schwierig es ist, den Nachtigallengesang durch die Kirche schallen zu lassen. Wie kann sich so ein kleiner Vogel Gehör verschaffen?
Klar, in der Kirche probten noch das Trompetenduo, die an Heilig Abend vor der späten Christmette Lieder spielen und im Kirchenraum standen noch Leute, die sich unterhielten… aber letztlich zeigte uns dieses kleine Problem doch genau das große Problem unserer Welt – ZUVIEL von allem, vor allem zu viel Lärm, vielleicht zu viele Probleme, die wir als größer und wichtiger ansehen.
Was braucht es, damit wir eine Nachtigall hören? Wer von den Leserinnen und Lesern hat wohl nun den Gesang der Nachtigall im Ohr? Vielleicht haben Sie noch nie eine Nachtigall gehört? Vielleicht erinnern Sie sich aber auch beim Lesen an Nachrichten im vergangenen Jahr, vom dramatischen Rückgang der Singvögel und Insekten in unseren Breiten? Wer hört denn dann das Wegbleiben dieser Musik?
Brauchen wir so eine Nachtigall überhaupt?
Vielleicht feiern wir Weihnachten, um solchen Fragen auf die Spur zu kommen.
Zurück zu unserer Probe. Die Nachtigall ist die Protagonistin dieser Erzählung zur Krippenfeier. Sie singt für die müden Wanderer Maria und Josef. Sie folgt ihnen von Baum zu Baum und am Ende sitzt sie im Stall und singt für das Jesuskind. Ihre Musik, ihr wunderbarer Gesang macht Maria und Josef Mut, weiterzugehen, weiterzusuchen und vervielfacht die Freude über die Geburt oder den sicheren Ort, den sie finden. Die Nachtigall macht den Unterschied.
Jedes kleine Vögelchen, jeder noch so leise Gesang kann den Unterschied machen. Den Unterschied zwischen Aufgeben und Mut schöpfen, den Unterschied zwischen Verzweiflung und Zuversicht. Das ist die Botschaft der Heiligen Nacht.
Irgendetwas macht den Unterschied. Die Geburt eines Kindes in Armut kann der Beginn einer Hoffnungsgeschichte sein. Ein Weihnachtsbaum in Kiew kann als Verschwendung oder Ziel für Angriffe gesehen werden, aber er macht den Unterschied und schenkt Hoffnung in verzweifelter Situation.
Und für Sie? Wer oder was macht für Sie den Unterschied, dass es Weihnachten wird? Hören Sie doch mal nach – im Internet finden Sie leicht über Suchmaschinen den Gesang der Nachtigall. Lauschen Sie ihrem Gesang – wenn es sein muss, eine ganze Weih-Nacht lang.
Frohe Weihnachten!
Bild: Deutsche Wildtierstiftung.de
Studium der Religionspädagogik und Pädagogik in Freiburg und Reutlingen.
Einfach leben – egal wo die Betonung liegt – das ist Wunsch und Ziel, damit wir weltweit und hier, in Zukunft und jetzt ein Gutes Miteinander finden in Gesellschaft und auch in unserer Kirche. Lebenszeit ist Arbeit, Familie, im Garten werkeln, im Wald dem Wind und den Vögeln lauschen, wandern, Musik machen und lesen.