„Gott, bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glattgehen. Schenke mir die Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.“
Dieses Gebet stammt von Catharina Elisabeth Goethe. Von 1731 bis 1808 hat sie gelebt. Mich machen diese Worte nachdenklich. Egal ob in der Wirtschaft oder im Sport – toll ist nur, wer Gewinne erzielt oder Medaillen und Titel holt. Mit dem wirklichen Leben hat das, finde ich, wenig zu tun. Vermutlich haben wir alle schon die Erfahrung gemacht, dass im Leben eben nicht alles glatt läuft. Viele Hoffnungen platzen, Wünsche bleiben unerfüllt, Krankheiten durchkreuzen Pläne, Partnerschaften zerbrechen, Kriege zerstören, … . Das war schon immer so und wird vermutlich so bleiben, solange wir Menschen leben. Leider.
In letzter Zeit höre ich oft das Wort „Sicherheit“. Es gibt keine Sicherheit mehr! Gab es die jemals? Gibt es im Leben irgendetwas, das wirklich hundertprozentig sicher ist? Mir fällt nur der Tod ein.
„Das Grämen vor der Zeit halte ich für ein sehr unnützes Geschäft.“ Auch diese Aussage stammt von Frau Goethe. Wie wahr. Es stimmt: Vieles bedroht uns Menschen. Und vieles wird von uns bedroht. Da könnte man sich schon grämen. Doch wem hilft Zukunftsangst und was verändert sie zum Besseren?
Ich persönlich bin sehr froh, an Gott glauben zu dürfen. Die Geschichten der Bibel zeigen mir, dass Scheitern zum Leben gehört. Und besonders das Leben und Sterben von Jesus macht mir klar, dass mein Glaube kein Freischein für ein Leben in rosa und himmelblau ist.
Dunkle Zeiten, Leid und Tod blieben und bleiben mir nicht erspart. Doch mir hat bisher mein Glauben in solchen Momenten Halt gegeben. Zu meinem Gott kann ich beten in guten und schlechten Zeiten, vertrauend auf die Zusage: Ich bin da für dich.
Rückblickend waren für mich manche Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge sogar Chancen mich darauf zu besinnen, wer oder was in meinem Leben wirklich wichtig und wertvoll ist – von Gott geschenkte Auferweckungserlebnisse im Kleinen. Seien Sie gesegnet ein Segen für die Welt.
Behüte Sie Gott!
Bild: Martin Manigatterer
In: Pfarrbriefservice.de
Erster Beruf: Floristin.
Dann: Studium von Theologie im Fernkurs und Religionspädagogik.
In der Aufbruchstimmung nach dem zweiten Vatikanischen Konzil voller Hoffnung auf wirkliche, auch Frauen betreffende, Reformen. Mittlerweile sehr ernüchtert, trotzdem noch in der katholischen Kirche.