Natur-Verbunden
August 18, 2023

Natur-Verbunden

Kräutersammeln an Mariä Himmelfahrt

Thymian, Salbei, Oregano, Lavendel, Frauenmantel, Johanniskraut, Minze… Am Dienstag war ich zusammen mit einer Freundin beim Kräuter-Labyrinth oberhalb der Kleincomburg in Steinbach. Allein die Vielfalt zu sehen und zu riechen war ein Erlebnis. Doch uns ging es neben dem Genießen der Natur mit all unseren Sinnen auch darum, uns anlässlich des Fests Mariä Himmelfahrt einen Kräuterbuschen zu binden.

Es ist eine lange, bereits vorchristliche Tradition, dass zwischen August und September Kräuter gesammelt werden. Die Zeit zum Sammeln ist jetzt, bevor die Kräuter abblühen und verwelken. Sie haben nun die ganze Kraft gespeichert, um den Menschen als Gewürze oder Tees über den Winter zu helfen. Der Kräuterbuschen war in früheren Zeiten die Hausapotheke für den Winter und diente darüber hinaus auch zum Räuchern gegen alles mögliche Unheil. Ein kostbares Gut also, dieser Kräuterbuschen, der traditionell eine Aufgabe der Frauen war, weshalb diese Tradition auch in enger Verbindung steht mit mütterlichen Gottheiten.

Diese Bräuche wurden im Zuge der Christianisierung zunächst verboten und fanden dann doch noch ihren Platz im Brauchtum um das Fest Mariä Himmelfahrt. Oft kann uns das Brauchtum um Marienfeste daran erinnern, wie innerhalb der religiösen Tradition Ängste und Wünsche der Menschen benennbar und darum auch heilbar wurden. Denn letztendlich geht es auch bei diesem Kräuterbuschen um ganz grundlegende Bedürfnisse wie Gesundheit und Schutz oder Ausgleich und Balance.

Mitten in den Sommerferien, der Haupturlaubszeit für viele und ein wenig abseits vom Alltag ist vielleicht Raum und Zeit, darüber nachzudenken, was ich zum guten Leben brauche. Was sind meine Wünsche, Sehnsüchte, Bedürfnisse – und wie kann ich dafür sorgen, dass sie sich in meinem Leben verwirklichen? Also was möchte ich in meinen ganz eigenen Kräuterbuschen, meine Hausapotheke packen, damit ich gut durch dunkle Zeiten komme?

Wenn ich an unseren Ausflug zum Kräuterlabyrinth denke, war da schon ganz viel von dem verwirklicht, was in meine Apotheke gehört: Natur, Miteinander, Bewegung, Austausch, Spiritualität, Ruhe, Weite… Daher meine wärmste Empfehlung, sich dorthin auf den Weg zu machen: Das Labyrinth hat etwas Wildheit entwickelt, wobei die Wege gut erkennbar sind. Es duftet und summt und es gibt vieles zu entdecken. Und die Fragen, die gerade anstehen, dorthin mitnehmen, um im Spiegel der Natur vielleicht neue, andere Antworten zu finden. Oder einfach die Schöpfung genießen und einen Kräuterbuschen binden.

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Kerstin Schelkle

Dekanatsjugendseelsorgerin

 

Studium der Sozialen Arbeit und der Katholischen Theologie in Benediktbeuern und Münster

Leben in Verbindung als Vision – mit der Natur, mit den Menschen, mit sich selbst mit dem/der, die wir Gott nennen

Inspiriert durch Franziskus und Clara, Marshall Rosenberg, barfuß und wild

Und dann gibt es da noch Singen, Kreativsein, Jazz, Lesen…

 

kschelkle@bdkj-bja.drs.de