Besondere Erfahrungen sind oft Auslöser für einen Neuanfang.
Mich faszinieren Menschen, die alles hinter sich lassen und neu beginnen, weil sie eine besondere Erfahrung gemacht haben. Paulus war so einer. Er machte eine Kehrtwende in seinem Leben, ging nochmals zurück auf Start und begann ein ganz neues Leben. Im Volksmund wurde er vom Saulus zum Paulus, was allerdings nicht so stimmt. Er trug sein Leben lang beide Namen: als Jude Saul und als römischer Bürger Paulus.
Er war eine interessante Persönlichkeit: streitbar, sensibel, hochgebildet und sowohl in der jüdischen als auch in der griechisch-römischen Welt zuhause. Er war Handwerker, nämlich Segelmacher. Zugleich war er ein studierter Rabbiner und ein Eiferer der Religion. Das ließ ihn auch – zumindest indirekt – über Leichen gehen. Er verfolgte die junge Christenheit, brachte Menschen gegeneinander auf und schritt nicht ein, als die Menge den Christen Stephanus steinigte. Was er tat, machte er gründlich, das zeichnet ihn sein ganzes Leben aus.
Und dann ganz plötzlich ein radikaler Schnitt: Der Auferstandene sei ihm erschienen und habe ihn zum begeisterten Christen gemacht, so lautete die Begründung seines Neubeginns, der ihn vom Verfolger zum glühenden Anhänger werden ließ. Dass dies nicht überall auf Begeisterung stieß, ist absolut verständlich.
Seine Bilanz ist beachtlich. Nicht wenige Gemeinden gehen auf ihn zurück, denn er schaffte den Spagat zwischen Juden und den sogenannten Heiden. Ihm gelang es, die Inhalte seiner Religion in eine andere Lebenswelt zu übersetzen, so dass sie dort Fuß fassen konnten.
Spannend ist, dass er seine neue Sicht ausschließlich aus dieser Begegnung mit dem Auferstandenen entwickelt hat. Er deutete es als Licht, das ihm den neuen Blick geschenkt habe. Paulus hat wohl in einer großen Dichte und Fülle erfahren, was Leben bedeuten kann. Er konnte in den Schriften seines Volkes mit einem Mal neu eine große Weite, Liebe und Lebendigkeit entdecken. Das hat angesteckt und Menschen begannen gemeinsam den Aufstand gegen alles, was Leben vernichtet, zu wagen.
An Paulus gefällt mir, dass er auf der Grundlage seiner Überlieferung einen Neubeginn wagte. Das zeigt sich auch im neuen Miteinander in seinen Gemeinden: Alle waren gleichberechtigt. Die Apostolin Junia ist dafür ein wichtiges Beispiel. Alle sind eins in Christus, meint Paulus, die Unterschiede durch Geschlecht und Kultur sind aufgehoben. Es darf keine Über- oder Unterordnung bei den Menschen geben, so schrieb er es den Galatern ins Stammbuch. Was für eine große politische und religiöse Aussage! Und das vor fast 2000 Jahren. Dafür lohnt sich ein Neubeginn – heute noch.
Mein Schwerpunkt ist St. Markus. Mir ist es wichtig, Formen zu finden, den Glauben zeitgemäß zu verkünden. Das versuche ich im Gottesdienst, in der Predigt, in den Bildungsangeboten und beim Schreiben von Artikeln. Ich möchte die Menschen anregen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge, wo ich auch als aktiver Feuerwehrmann Menschen in absoluten Grenzsituationen beistehen kann. Ich bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Pastoralreferentin. Wir haben drei erwachsene Söhne.