Am 11. November war der 1706. Geburtstag des Martin von Tours. Wer kennt seine berühmte Mantel-Teilung am Stadttor von Amiens nicht? Umso mehr gilt es darum dieses einzigartige Vorbild vor dem Heldentod durch Verkitschung zu bewahren! Die Begegnung des kaiserlichen Soldaten mit dem namenlosen Bettler fragt bis heute Christen und Nicht-Christen an.
„Du musst berühren, um zu verstehen!“, so soll Mutter Teresa mal zu einem Journalisten gesagt haben, der eine Reportage über ihre Arbeit in den Elendsvierteln Kalkuttas machte. In diesen Corona-Zeiten geht mir das immer wieder durch den Kopf, wenn Menschen mit einer scheinbar völlig belanglosen Frage an mich herantreten, nur um wenigstens für ein paar Minuten mit einem anderen Menschen Kontakt zu haben. Da möchte ich am liebsten mit einer Umarmung antworten, und dann ganz tief zu schweigen … – Aber Achtung, wir haben doch Abstand zu wahren: Wie können wir also berühren, ohne übergriffig zu werden? Wie sollen wir einander beistehen, ohne uns auf den Pelz zu rücken?
Dem Heiligen Martin gelingt das seit vielen Jahrhunderten: Jung und Alt innerlich zu berühren und verstehen zu lassen, was unsere Mitmenschen brauchen. Er scheint besser als andere kapiert zu haben, was Jesus mit seinen Worten meint: „Was Ihr für einen meiner geringsten Brüder oder Schwestern getan habt, das habt Ihr mir getan.“ (Mt 25, 40b) Und Bedürftige gibt es – nicht nur gegenwärtig – in unserem gesellschaftlichen Miteinander in großer Zahl:
Wer immer sich durch fremde Bedürftigkeit berühren lässt, wird dabei auch sich selbst besser verstehen. Oder wie dichtete schon Eugen Roth „Ein Mensch ist manchmal wie verwandelt, sobald man menschlich ihn behandelt!“ – Der Gedenktag des Heiligen Martin ist immer am 11. November, Solidarität und Mitmenschlichkeit brauchen keinen Kalender!