Pfingsten - Begabungen entdecken - die Frohe Botschaft verkünden - und das Grenzen-Los
Morgen feiern wir Pfingsten. Wir feiern – so die Perikope aus der Apostelgeschichte – dass die Jünger Jesu vom Heiligen Geist erfüllt, Gottes große Taten, Tod und Auferstehung Jesu, auf den Straßen verkündeten und die Menschen verschiedener Nationen sie in ihrer Sprache verstanden haben. Doch ist damit schon alles gesagt? Erinnern wir Christinnen und Christen uns an Pfingsten lediglich an ein vergangenes Ereignis?
Für den Glaubenden wird diese Erinnerung, indem sie gefeiert wird, real präsent, sie ereignet sich im Hier und Heute, in der Gegenwart. Zur Verdeutlichung dessen wird in der katholischen Liturgie der Hochfeste an bestimmten Stellen das Wort „heute“ eingefügt. An Pfingsten heißt es beispielsweise in der Präfation vor dem Hochgebet: „Denn heute hast du das österliche Heilswerk vollendet, heute hast du den Heiligen Geist gesandt über alle, die du mit Christus auferweckt und zu deinen Kindern berufen hast.“
Diese Vergegenwärtigung, diese Verheutigung macht deutlich, dass wir nicht Glaubende zweiter oder dritter Klasse sind, sondern dass Gott auch uns heute seinen Heiligen Geist gesandt hat, dass auch wir heute zu seinen Kindern berufen sind. Diese Vergegenwärtigung ermutigt uns, wie die Jüngerinnen und Jünger zu Zeuginnen und Zeugen Gottes großer Taten zu werden und uns zu fragen, wie die Menschen diese Botschaft heute verstanden werden kann. Das ist unser Auftrag als Christinnen und Christen, unser Auftrag als Kirche, die traditionell ihren Geburtstag an Pfingsten feiert.
Dass dieser Auftrag als Gemeinschaft der an Christus Glaubenden, als Kirche gelingen kann halte ich drei Haltungen für unerlässlich: Erstens haben wir darauf zu achten, welche Charismen, welche Gnadengaben des Geistes, ein jeder Mensch empfangen hat. Diese gilt es dann dementsprechend zu fördern. Zweitens sind Gottes große Taten, seine frohe und freimachende Botschaft in das konkrete Leben und Glauben, Hoffen und Lieben der Menschen hinein zu verkünden – in aller Unterschiedlichkeit der Sprache und der jeweiligen Lebenssituation. Und schließlich eine dritte Haltung: Das Wirken des Heiligen Geistes lässt sich nicht begrenzen. Er wirkt, wenn die geschlossenen Türen der Angst durchbrochen werden und Begegnung mit dem Auferstandenen stattfindet, wenn Mauern und Grenzen überwunden und Brücken gebaut werden: zwischen Jung und Alt, zwischen Arm und Reich, zwischen Sprache und Nation. Der Heilige Geist wirkt in der Welt und nicht nur im eigenen kleinen, geschlossenen Grüppchen. Der Heilige Geist entgrenzt und wirkt, wo er will.
In diesem Sinne: Frohe und gesegnete Pfingsten!
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“ (Gaudium et spes 1)
Dieser zentrale Satz der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils ist für mich Grundlage allen Handelns der Kirche. Es geht nicht um den Erhalt von Strukturen, sondern darum, sich immer wieder neu zu fragen, welche Wege Gott heute geht, um sich den Menschen zu nähern.
Ich möchte mich verorten im Hören auf Gott und im Hören auf die Menschen. Diese Menschen begleiten, mit ihnen Eucharistie und die Sakramente feiern und darin ihre Freude und Hoffnung, ihre Trauer und Angst in Dank und Lob, in Bitten und Fragen vor den uns nahen Gott bringen, darin sehe ich meine „Kerngeschäft“ als Priester.
Geboren bin ich 1995 in Schwäbisch Gmünd und im Teilort Bargau mit zwei älteren Schwestern aufgewachsen. Nach meinem Abitur am Technischen Gymnasium Schwäbisch Gmünd, habe ich Katholischen Theologie in Tübingen und Rom studiert.
2022 wurde ich in Rottweil zum Priester geweiht.
Kontakt: Nico.Schmid@drs.de