In der letzten Woche ist viel passiert. Es waren ereignisreiche Tage. Wobei zwei Personen besonders im Mittelpunkt standen: Der neu gewählte Papst Leo XIV und Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende.
Gespannt saß ich am Donnerstag mit meinen Eltern vor dem Fernseher und habe live die Wahl zum neuen Papst mitverfolgt. Ein mediales Ereignis. Nach vier Wahlgängen kam der ersehnte weiße Rauch. Plötzlich öffneten sich die Türen auf dem Balkon des Petersdoms und der neu gewählte Papst Leo XIV. stellte sich der Welt vor. Dass Kardinal Prevost aus den USA zum Nachfolger von Franziskus gewählt wird, hielten viele vor dem Konklave für unwahrscheinlich – eine echte Überraschung.
Mit seinen ersten Worten sendete er eine wichtige Botschaft in die Welt. „Friede sei mit euch allen“, rief er der jubelnden Menge zu, „ein unbewaffneter Frieden, bescheiden, aber durchgehend.“
Eine, die sich ebenfalls für den Frieden und gegen das Vergessen einsetzte war Margot Friedländer. Sie musste als junge Frau erleben, wie die NS-Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung ihren Lebensalltag immer mehr eingrenzten und die Möglichkeiten zur Flucht immer aussichtsloser wurden. Als Einzige aus ihrer Familie überlebte Margot Friedländer den Holocaust. Die letzten Worte ihrer Mutter, „versuche, dein Leben zu machen“, gaben ihr Kraft und führten sie gleichzeitig in die Illegalität. So tauchte die 21-Jährige unter, färbte sich die Haare und trug ein Kreuz, damit sie nicht jüdisch aussah. Nach 15 Monaten wurde sie entdeckt und ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung wanderte sie mit ihrem Mann nach New York aus. Doch im Innern fühlte sie sich staatenlos. Amerika sei niemals ihr Land geworden, aber auch nach Deutschland wollte sie nie wieder zurückkehren. Als sie auf Einladung des Berliner Senats 2003 nach 57 Jahren doch wieder in ihre Geburtsstadt kam, fand sie hier die Antworten auf die Frage, warum sie am Leben geblieben war. Um von „Damals“ zu erzählen, „damit das nie wieder geschieht!“. Dieser Mission hat sie ihr Leben gewidmet. Sie hat für diejenigen gesprochen, die es nicht mehr konnten – für ihre Mutter, ihren Vater, ihren Bruder und für sechs Millionen ermordete Juden. Am 9. Mai ist Margot Friedländer in Berlin verstorben.
Bild: Peter Weidemann
In: Pfarrbriefservice.de
Pastoralassistentin
Kath. Kirchengemeinde St. Markus
Schwäbisch Hall